Oberhausen. . Die Arbeitsagentur entdeckt ein teures, aber wirksames Instrument für Arbeitslose neu. Bis zu zwei Jahren wird eine neue Berufsausbildung finanziert.

Der anhaltende Fachkräftemangel in diesem Jahr hat der Oberhausener Arbeitsagentur bei der Vermittlung von Arbeitslosen in dieser Stadt deutlich in die Hände gespielt: Mit der Übernahme der Kosten einer neuen Berufsausbildung oder der zeitweisen Bezahlung des Lohns im neuen Betrieb konnte die Arbeitsagentur mehrere hundert Arbeitslose erfolgreich in die Arbeitswelt wieder eingliedern.

Eine neue, bis zu zwei Jahren dauernde Berufsqualifikation spendierte die Agentur 2012 rund 250 Arbeitslosen: im Pflegebereich, für die Baubranche oder in der Metallindustrie. Die Schulung machen sie meist bei einem überbetrieblichen Bildungsträger. Vor wenigen Jahren hatte die Bundesagentur solche Langzeitkurse als zu teuer und ineffizient abgeurteilt.

Schulung mit hohem Praxisanteil

„Heute achten wir auf einen hohen Praxisanteil, also einem längeren Praktikum in einem Betrieb. Dann werden die Menschen heutzutage auch sehr schnell dort übernommen“, ist die Erfahrung von Wolfgang Draeger, Geschäftsführer operativ bei der Oberhausener Arbeitsagentur. Die Ausbildungen in neue Berufe seien zwar recht teuer. „Aber das Geld ist gut investiert, weil die Maßnahme mit einer Eingliederungsquote von 70 bis 100 Prozent sehr erfolgreich ist.“

20 Prozent der gesamten für Mülheim und Oberhausen zur Verfügung stehenden Vermittlungsgelder von zehn Millionen Euro verschlingen allein diese Berufsqualifikationskurse: also rund zwei Millionen Euro.

Das zweiterfolgreichste Instrument ist, dem neuen Arbeitgeber nicht sofort die komplette Bezahlung des Beschäftigten aufzubürden. Weil viele Menschen ohne Job zunächst einmal vom Betrieb eingearbeitet werden müssen, bietet die Agentur eine im Schnitt dreimonatige Bezahlung von 30 Prozent des Gehalts an. 140 Neu-Arbeitnehmer wurden so gefördert und arbeiten nun dauerhaft im Job.

Weniger Zuschüsse an Existenzgründer

Zurückgefahren wurden dagegen Zuschüsse an Existenzgründer. Früher hatten die Agenturen viele Arbeitslosen zur Gründung einer „Ich-AG“ ermuntert, ohne intensiv genug zu prüfen, ob derjenige auch ein „Selbständigen-Gen“ aufweist. Viele scheiterten. Heute werden Existenzgründer nur nach IHK-Check kürzer und mit weniger Geld gefördert - die Zahl dieser Maßnahmen sank um 40 Prozent.

Im nächsten Jahr schätzt Draeger den Arbeitsmarkt schwieriger ein als 2012. Die Nachfrage nach Beratungen, wie man Kurzarbeit in Fabriken organisiert, nehmen zu. Doch noch ist keine echte Zunahme an Kurzarbeit oder an Kündigungen zu beobachten.

Die Arbeitsagentur Oberhausen ist in erster Linie zuständig nur für die Arbeitslosen, die Geld aus der Arbeitslosenversicherung erhalten (SGB III). Dies sind in Oberhausen derzeit rund 2150 Menschen.

Das Jobcenter Oberhausen, betrieben von der Arbeitsagentur und der Stadt gemeinsam, kümmert sich um Langzeitarbeitslose und um die, die auf zu geringe Versicherungsbeiträge kommen. Dies sind hier rund 10.300 Leute.