Oberhausen. . Erlebnis einer Oberhausener Arbeitslosen-Familie mit dem Jobcenter.„Wir wurden als Menschen zweiter Klasse behandelt.“
Kürzlich haben wir darüber berichtet, wie sehr die Zahl an Strafen gegen Langzeitarbeitslose angestiegen ist, die das Jobcenter Oberhausen verhängt hat. Obwohl davon insgesamt nur drei Prozent der Arbeitslosen betroffen sind, wirkt dies schnell so, als ob viele Menschen ohne Job unzuverlässig, unwillig oder faul seien.
Erlebnisse schildern
Die WAZ-Redaktion hat deshalb Arbeitslose aufgerufen, ihre Erlebnisse aus persönlicher Sicht zu schildern. Dabei erfährt man, wie sehr sich Menschen, die plötzlich ohne Job dastehen, schämen, zum Hartz-IV-Empfänger zu werden. Ein Beispiel sei hier dokumentiert von einer Familie, die uns bat, ihren Namen nicht zu veröffentlichen:
„Unsere Erfahrungen mit dem Jobcenter Oberhausen sind sehr zwiegespalten – zum einen hatten wir positive Erlebnisse, zum anderen sehr negative.
Meine Mann ist mit einem kleinen, leider inzwischen sehr schlecht gehenden Betrieb selbstständig, ich bin arbeitslos geworden und nun ins Arbeitslosengeld II (Hartz IV) gerutscht.
Hartz 4 im Jobcenter beantragen
Als ich mich beim Arbeitsamt auf der Mülheimer Straße etwas verhalten und etwas schämend leise erkundigte, was nun nach meinem Arbeitslosengeld I passieren würde und wo ich nun mein Arbeitslosengeld II beantragen müsste, wurde mir dort besonders laut zu verstehen gegeben: „Ihr Hartz 4 müssen Sie beim Jobcenter beantragen“. So, dass es wirklich jeder in der Wartehalle mitbekam.
Ein lauter und lehrerhafter Ton
Da mein Mann selbstständig ist, war das Jobcenter auf der Virchowstraße zuständig. Das Gespräch mit einem Jobcenter-Mitarbeiter war eine Farce: Er begrüßte uns in einem lauten Tonfall und Lautstärke. Das sollte uns wohl beeindrucken oder einschüchtern.
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Der Herr teilte uns mit, dass er ja schon seit elf Monaten (Monate!!) im Jobcenter sei und in dieser Zeit unglaublich viel Blödsinn erlebt habe, was Selbstständige so selbstständig nennen. Er nannte Beispiele von Existenzen wie Kioskbesitzern, die durch Baustellen vor der Tür in den Konkurs gekommen seien, aber im Grunde doch selbst schuld seien – alles natürlich in diesem lauten und lehrerhaften Tonfall. Nachdem auch wir unser Fett abbekommen hatten (im Tenor nach dem Motto: „Sie sind jetzt an der untersten sozialen Stufe angekommen, danach kommt die Straße“), verabschiedete er uns mit dem Satz: „Sie sind nun entlassen, Sie dürfen gehen“.
Dieses Gespräch empfanden wir als äußerst unangenehm und herbwürdigend!! Wir würden gerne als Menschen behandelt werden - und nicht als Menschen zweiter Klasse, auch wenn wir NUR Hartz-IV-Empfänger sind.“