Oberhausen. An der gesanglichen Qualität von Ex-Nightwish-Sängerin Tarja Turunen bei ihrem Weihnachtskonzert in Oberhausen gab nicht viel auszusetzen - dennoch verließen einige Gäste mitten im Konzert den Saal. Sie hatten wohl härtere Töne anstatt der gebotenen “Stillen Nacht“ erwartet.
Es mag viele Gründe geben, warum Gäste mitten im Konzert aufstehen und den Saal verlassen. An der gesanglichen Qualität von Tarja Turunen jedenfalls kann es nicht gelegen haben, hat die Sopranistin bei ihrem Weihnachtskonzert in der Luise-Albertz-Halle doch alle Nuancen ihrer ergreifenden Stimme mit herausragender Klarheit anklingen lassen. Letztlich hatten manche Zuhörer wohl aber nicht erwartet, dass die ehemalige Sängerin der für eher härtere Töne bekannten Metal-Band „Nightwish“ „Stille Nacht“ anstimmen würde.
Erstmalig zu Gast in Oberhausen
Bis 2005 war Tarja Turunen die Frontfrau von Nightwish. Mit ihrem Gespür für herausragende Balladen und ihrer klassischen Opernstimme hatte die Finnin die Gruppe mit einer stilprägenden Note versehen. Ihre Kombination von Metal-Musik und theatralem Gesang fand weltweit Anhänger, sieben Millionen Tonträger soll die Gruppe bisher verkauft haben – mit Turunen als Gründungsmitglied hat sie Platin-Platten und hohe Chartplatzierungen auch in Deutschland erreicht.
Seit der durchaus kritisch diskutierten Trennung von Nightwish baut die heute 35-jährige Tarja ihre Solokarriere aus. Weihnachtskonzerte gibt sie seither in Finnland. In Oberhausen war sie erstmalig zu Gast.
Und es waren vor allem stille Töne, die Tarja Turunen mit ihrem Konzert in der Stadthalle angekündigt hatte. Verträumt hatten sich Lichtelemente zwischen die tragenden Noten von Geige, Cello und Piano gemischt, bevor Tarja erst finnische, bald englische Weihnachtslieder anstimmte.
Unkonventionelle Garderobenwahl
Keine Überraschungen waren zu erwarten: Die Sopranistin führte durch ihr Weihnachtsalbum „Henkäys Ikuisuudesta“ (Atem des Himmels), glitt dabei aber leidenschaftlich über jede Textzeile und füllte auch Schuberts „Ave Marie“ mit solch stimmlicher Gewalt, dass manch einer zum Taschentuch griff.
Der Solo-Erfolg „Walking in the Air“ brachte ihr minutenlangen Applaus ein, doch trotz langem Beifall erhielt das Publikum nur eine Zugabe – nach knapp einer Stunde war die Show schon vorbei.
Über Gäste, die den Saal verließen, kann an dieser Stelle nur spekuliert werden – genauso, wie über die Gründe des Cellisten für seine unkonventionelle Garderobenwahl. War es doch sein silbernes Hemd, das mit jedem Saitenhieb das Bühnenlicht reflektierte.