Oberhausen. Leistungen, die Kindern und Jugendlichen aus sozial schwachen Familien zustehen, werden sehr unterschiedlich abgerufen. Manches ist verbesserungswürdig. Leistungen, die Kindern und Jugendlichen aus sozial schwachen Familien zustehen, werden in Oberhausen sehr unterschiedlich abgerufen.
Um Kindern und Jugendlichen aus Familien mit geringem Einkommen den Besuch der Musikschule, ein warmes Mittagessen oder eine Klassenfahrt zu ermöglichen, hat die Bundesregierung vor etwa eineinhalb Jahren das Bildungs- und Teilhabepaket geschnürt. 1,8 Millionen Euro davon konnte die Stadt Oberhausen von Januar bis Juni dieses Jahres verteilen – die Mittel wurden aber nicht einmal zur Hälfte ausgeschöpft. Die NRZ fragte nach, wieso.
Bürokratische Hürden
Teilweise seien bürokratische Hürden schuld, heißt es aus dem zuständigen Landesministerium für Arbeit, Integration und Soziales auf NRZ-Anfrage. Man sei bemüht, diese Hürden so niedrig wie möglich zu gestalten, sei jedoch an die bundesgesetzlichen Vorgaben gebunden. An mangelnder Kommunikation jedenfalls läge es nicht, glaubt Brigitte Siodmak, in Oberhausen Fachbereichsleiterin für Soziale Angelegenheiten: „Ich bin überzeugt, dass alle Leute, die einen Anspruch auf diese Leistungen haben, auch davon wissen. Das Thema ist immer wieder in den Medien und wird natürlich auch durch die Schulsozialarbeiter transportiert.“
Im landesweiten Vergleich schneiden die einzelnen in Oberhausen abgerufenen Leistungen ganz unterschiedlich ab. Fast die Hälfte der Bundesmittel wird dazu genutzt, Kindern ein Mittagessen in der Schule, der Kita oder im Hort zu finanzieren – damit liegt Oberhausen rund zehn Prozent über dem NRW-Durchschnitt.
Schuldbedarfspaket wird gut genutzt
Gut ist die Abrufquote auch für das Schulbedarfspaket, das einen Anteil von über 30 Prozent ausmacht – im Vergleich der Kommunen der vierthöchste Anteil. „Die Quote muss auch super sein. Denn das Paket wird automatisch gewährt, sofern ein Anspruch besteht“, erklärt Siodmak. Die Schüler erhalten hier insgesamt 100 Euro im Schuljahr, um Schulranzen, Hefte, Taschenrechner oder Sportzeug kaufen zu können.
Auch die Lernförderung wird in Oberhausen mit zehn Prozent der Mittel überdurchschnittlich unterstützt – das sei aber sicher noch verbesserungswürdig: „Das ist schon etwas aufwändig“, räumt Siodmak ein. „Aber die Kriterien wurden jetzt gelockert, ich bin guten Mutes“. Gezielte Nachhilfe werde nur gewährt, wenn das wesentliche Klassenziel – meist die Versetzung gefährdet ist. Und das auch nur, falls etwa keine vergleichbaren Schulangebote bestehen oder kein kostenpflichtiges Ganztagsangebot genutzt würde.
Kaum Geld für Klassenfahrten und Schulausflüge
In puncto Klassenfahrten steht Oberhausen im Kommunenvergleich weit abgeschlagen auf dem letzten Platz. Lediglich knapp über fünf Prozent der insgesamt zur Verfügung stehenden Mittel werden für die Unterstützung von Klassenfahrten und Schulausflügen genutzt – im NRW-Durchschnitt sind es beinahe 30 Prozent. „Scheinbar führen die Schulen entsprechende Klassenfahrten nicht durch“, kommentiert Brigitte Siodmak die Zahlen. An mangelnder Bekanntheit jedenfalls läge es nicht. „Das ist nichts Neues, das gab’s immer. Die Kosten wurden auch schon vor dem Bildungs- und Teilhabepaket in Gänze übernommen – und die Schulen wissen das, stellen entsprechende Anträge direkt“, sagt Siodmak.
Musikschule, Fußballverein, Freizeitangebote – damit auch Kinder und Jugendliche aus finanzschwachen Familien nicht außen vor bleiben, stehen ihnen monatlich zehn Euro zu. Diese Ausgaben machen hier auch lediglich etwa fünf Prozent der Gesamtmittel aus, was knapp unter dem NRW-Durchschnitt liegt. „Man muss aber auch sagen: Diese zehn Euro reichen vielleicht aus, um den Sportverein zu bezahlen. Aber was ist mit den Sportschuhen, was ist mit dem Rest? Das ist nicht so einfach“, gibt Siodmak zu bedenken.
Gar keine Ausgaben fallen in Oberhausen dagegen für Schülerbeförderungskosten an. Aus einem einfachen Grund, erklärt Fachbereichsleiterin Siodmak: „Das ist nicht nötig. Der Bedarf für das Schokoticket ist schon durch andere Mittel gedeckt.“