Oberhausen. . Konzertbesucher aus Oberhausen berichten Erschreckendes: Auf dem Weg zum Hauptbahnhof seien sie am Sonntagabend von Neonazis brutal zusammengeschlagen worden. Kieferbrüche und ein schwerverletztes Auge seien die Folge des Einsatzes eines Schlagrings gewesen. Die Fahndung ist bislang erfolglos.

Wieder einmal sollen Neonazis die Stadt in Verruf gebracht haben: In der vergangenen Sonntagnacht sollen sie zwei Menschen aus Dortmund krankenhausreif geschlagen haben, die nach einem Konzert im Druckluft zum Hauptbahnhof gingen.

Der Kiefer musste Christian S. (Name von der Redaktion geändert) im Krankenhaus gerichtet und zusammengeflickt werden, ein Auge wird über eine unbestimmte Zeit beeinträchtigt sein, bleibende Schäden wird er vermutlich zwar nicht davon tragen, aber das ist wohl reine Glückssache gewesen. Denn bei seiner Begegnung mit einer Meute junger Nazis sei auch ein Schlagring im Spiel gewesen, berichtet er.

Auf den ersten Blick normal

Eigentlich waren S. und vier Dortmunder Freunde nach Oberhausen gekommen, um dem Pressure Air-Konzert im Druckluft zu lauschen. Doch was sie sich anschließend am Hauptbahnhof anhören mussten, machte ihnen Sorge: Mit „Anti-Antifa! Wir sind Deutsche“-Schreiereien marodierten etwa zwölf Neonazis gegen ein Uhr nachts durch den Fußgängertunnel zu den Bahnsteigen.

„Drei von ihnen kamen mit Drohgebärden auf uns zu und fingen an uns zu beschimpfen“, schildert S. Dabei hätten sie auf den ersten Blick gar nicht wie „typische Nazis ausgesehen, sondern ganz normal“. Doch in der Diskussion, so die Dortmunder, wäre die rechtsradikale Gesinnung deutlich geworden. „Dann haben wir nur noch gesehen, wie die anderen Neonazis auf Freunde eingetreten haben, die gerade in den Tunnel kamen“, so S.

Als dieser versuchte, die Schläger von seinen Freunden abzuhalten, „habe ich eine gewischt bekommen, dass mir Hören und Sehen verging“. Christian S. und ein Freund mussten in der Notaufnahme des evangelischen Krankenhauses versorgt werden.

Polizeifahndung erfolglos

Auch die Polizei haben die Dortmunder sofort verständigt, jedoch bis heute ohne ein Ergebnis. Christian S. wundert sich: „Die waren mindestens zu zwölft, die müssen doch aufgefallen sein.“ Doch die unmittelbare Fahndung im Bahnhofumfeld führte nach Angaben der Polizei Oberhausen nicht zum Erfolg. Dabei sollen erst „Hinweise im Internet die Polizei auf möglicherweise politische Hintergründe“ aufmerksam gemacht haben, gibt ein Pressesprecher Auskunft.

Seitdem hat der polizeiliche Staatsschutz in Essen das Ermittlungsverfahren übernommen, der den Oberhausener Kollegen den Rücken stärkt: „Anfangs ist man von einer einfachen Schlägerei ausgegangen, ein rechtsextremer Hintergrund ist auch im Protokoll nicht vermerkt“, so der Essener Polizeisprecher Peter Elke. Rufe wie „Wir sind Deutsche“ sei noch kein ausreichendes Indiz für eine rechte Gesinnung.