Oberhausen. . Nach den Nazi-Schmierereien an einer Freikirche beziehen Bürger klar Position. Graffiti sind endlich entfernt. „Jeden Tag für Demokratie kämpfen“

Einige Handgriffe von Armin Günther und die unsägliche Schmierfarbe, die Unbekannte an das Gebäude der Freikirche „Word of Life“ am Dirlingsweg geschmiert hatten, ist nur noch ein kümmerliches Rinnsal, das langsam vom Bauerwerk tropft. „Da bleiben keine Spuren zurück“, sagt der Fachmann. Und doch ist etwas im Osterfelder Norden hängen geblieben.

Eine breite Koalition aus dem gesellschaftlichen Leben der Stadt hat sich klar positioniert, mit dem Ziel zu zeigen, dass rechtes Gedankengut beim Zusammenleben keinen Platz hat. „Die Resonanz hat uns alle sehr gefreut“, erzählt Pastor Peterson Jeremiah. 200 Mitglieder zählt die Gemeinde, die meisten davon stammen aus Afrika.

Geld fehlte zunächst, um die Schmierer-Parolen zu entfernen

Zu den Gottesdiensten kommen die Gläubigen auch aus den Nachbarstädten nach Oberhausen. Am Dirlingsweg, Ecke Elpenbachstraße, hat sich die Gemeinde Räumlichkeiten ausgesucht. Es sind 2000 Quadratmeter, die vormals ein Fitness- und Sonnenstudio sowie eine Schlecker-Filiale nutzten und nun „Schritt für Schritt“ fertiggestellt werden sollen.

Als vor einigen Wochen plötzlich Hakenkreuze und nationalsozialistische Parolen an der Fassade prangten, suchte die Gemeinde die Öffentlichkeit. „Ein richtiger Schritt“, wie Ercan Telli, Geschäftsführer des Migrationsrates der Stadt, sagt. „Betroffene sollten nicht schweigen, sondern damit offensiv umgehen. Für Demokratie lohnt es sich jeden Tag zu kämpfen.“ Das Echo war groß.

Der Hilfsverein „Adesuwa“ koordinierte die Angebote aus der Nachbarschaft der Gemeinde zur Entfernung der Schmierereien. Jennifer Maags von „Adesuwa“ freute sich besonders über die unterschiedlichen Unterstützer. „Es ist ein Bündnis aus Vereinen, Kirche, Polizei und auch Unternehmern, die der Gemeinde unter die Arme greifen wollten.“

Mit vereinten Kräften

So hilft etwa Dachdeckermeister Patric Westholt bei der Fassade weiter. Die Firma „Remmers“ hat angekündigt, Material vergünstigt zur Verfügung zu stellen. Hilfe, die benötigt wird, da der Gemeinde zunächst selbst das Geld (bis zu 1000 Euro) fehlte, um alle Schmierereinen zu entfernen. Mit vereinten Kräften gelang dies nun.

„Word of Life“ wird wahrgenommen im gesellschaftlichen Leben. Die Gemeinde möchte sich künftig stärker weiteren Nachbarn zeigen. So veranstaltet die Gemeinde zwei Mal im Jahr Feste, bei denen die Räumlichkeiten kennengelernt werden können und Gespräche mit Pastor und Gemeinde möglich sind. Vorbehalte, so der Plan, könnten am besten mit Begegnungen abgebaut werden.

Außerdem stehe auch der Gottesdienst, so Pastor Peterson Jeremiah, allen offen.