Oberhausen. Chorleiter Volker Buchloh ist mit seinen “German Silver Singers“ Kandidat in der TV-Show „Das Supertalent“. 32 reifere Semester überraschen das Publikum mit einem Hit der “Toten Hosen“. Dieter Bohlen, Michelle Hunziker und Thomas Gottschalk staunen in der Jury.
Samstagabend. RTL. Dieter Bohlen, Michelle Hunziker und Thomas Gottschalk nehmen auf der Jurybank ihrer Aussuch-Sendung "Das Supertalent" Platz. Und einige Oberhausener reiben sich verwundert die Augen: Volker Buchloh steht auf der Bühne. Der Chef der hiesigen Musikschule ist zugleich Leiter der „German Silver Singers“. Der Chor zeigt einem Millionen-Publikum vor den Bildschirmen, was in ihm steckt.
Ursel Kipp singt seit vielen Jahren bei den „Silver Singers“ – und beschreibt den Schritt ins Rampenlicht: „Ich habe mich wie ein Star gefühlt.“ Das Publikum im Berliner Fernsehstudio jubelte in einer Tour. „Die mochten uns schon, als wir noch gar nicht auf der Bühne standen.“ 3500 Menschen. Vor so vielen Zuhörern hatte der 32-köpfige Chor noch nie gesungen. Ein Erlebnis. Ein Abenteuer.
Die Mitglieder kommen aus Oberhausen, dem Ruhrgebiet, eigentlich aus ganz Nordrhein-Westfalen. Geprobt wird ein bis zwei Mal im Monat für drei Stunden in Essen. Die Gruppe wird vom Chorverband NRW getragen. Klingt eigentlich nicht allzu ungewöhnlich, ist es aber dennoch: Die Mitglieder müssen mindestens 60 Jahre Lebenserfahrung vorweisen können. „Unsere älteste Sängerin ist 88 Jahre alt“, sagt Ursel Kipp. Auch sie stand im RTL-Fernsehstudio mit auf der Bühne.
3500 Zuschauer im TV-Studío
Singen ist für Ursel Kipp mehr als eine Leidenschaft. Nach dem Tod ihres Mannes hatte die 74-Jährige vor vier Jahren im Kulturteil der Zeitung die Ankündigung für ein Chor-Casting gelesen – und sofort mitgemacht. „Das hat mir geholfen, wieder meinen Mund zu öffnen“, sagt sie. In einem Album hat sie Zeitungsausschnitte, Fotos und selbst kleinste Notizen über den Chor mit viel Liebe gesammelt. Sie nennt es selbst: „Note Book“.
Wie kamen die „Silver Singers“ nun aber in die TV-Show? „Wir wurden gefragt, offenbar kannte man uns“, sagt Chorleiter Buchloh. Als er die Einladung in einer Chorproben vorstellte, wurde es mucksmäuschenstill. „Alle haben sofort zugesagt“, erinnert sich Ursel Kipp. Obwohl es auch Vorbehalte gab. „Dieter Bohlen? Da weiß man doch, was kommen kann!“
Also ab in den Bus – acht Stunden bis Berlin. Buchloh: „Wir haben schon während der Fahrt unser Lied geprobt.“ In Berlin angekommen, suchten sich die „Silver Singers“ einen Probenraum zum Einsingen. „Die Gaststätte Struwwelpeter half weiter, der Ballsaal wurde in eine musikalische Aufwärmhalle umfunktioniert.“
Nichts dem Zufall überlassen
Die Zeit war knapp. Früh morgens folgte die Fahrt zum Studio. Backstage. Hinter den Kulissen hörten die Sänger bereits Stimmen. Bohlens Brummen. Hunzikers Gequäke. „Es wurde viel vermessen“, erinnert sich Ursel Kipp. Mikrofoneinstellungen. Probetöne. Nichts wurde dem Zufall überlassen. Kipp: „Alle waren nett!“
Dann der Auftritt. „Vorher ist man vielleicht etwas aufgeregt, aber nicht, wenn man singt!“ Die Augen der Jury wurden groß. „Mit unserem Lied wollten wir alle überraschen!“ Es war das angesagte Stück „Tage wie diese“ der Düsseldorfer Punk-Band „Die Toten Hosen“. Ursel Kipp muss lachen. „Die haben wohl gedacht, es kommt jetzt etwas Volkstümliches!“
Vor dem Urteil der Promis war dann doch keinem Bange: Ein dummer Bohlen-Spruch über „Klosterfrau Melissengeist“. Geschenkt. Auch Volker Buchloh bekommt vom Jury-Titan etwas ab. „Die hättest du aber besser aufstellen können, die Starken nach vorne, die Schwachen nach hinten!“ Etwas, was bei den „Silver Singers“ nie infrage käme. Buchloh blieb gelassen: „Bei uns wird keiner in die letzte Reihe verbannt!“
Was für den Chor beim „Supertalent“ zählte, war das Erlebnis. „Das war wunderbar!“, sagt Ursel Kipp. „Nicht so sehr die Tatsache, im Fernsehen zu sein, sondern der Zusammenhalt bei der Fahrt.“ Ein Abenteuer, das weitergehen könnte – von Gottschalk und Hunziker gab es ein „Ja“ für das Weiterkommen. Nur Bohlen zickte.