Oberhausen. .
Die Note „ausgezeichnet“ verdiene das Kulturhauptstadtjahr, ist Kulturamtsleiter Volker Buchloh überzeugt. Im Gespräch mit WAZ-Redakteurin Gudrun Mattern blickt er zurück.
Was war Ihre Aufgabe als Kulturhauptstadt-Beauftragter unserer Stadt?
Volker Buchloh: Ich war praktisch der Verbindungsmensch zwischen der Ruhr 2010 GmbH und den Aktiven vor Ort. Das war notwendig wegen der vielen Kooperationsprojekte. Es war das Wichtigste, dass alle an einem Strang zogen.
Sie wollten versuchen, alle beteiligten Städte wenigstens einmal während ihrer Local Heroes-Woche zu besuchen. Klappte das?
Buchloh: Viele habe ich geschafft. Die ersten habe ich mir genau angeschaut. Ich wollte wissen: Wie machen die das? Was können wir für Oberhausen lernen? Zuletzt habe ich Rheinberg besucht, als das Kinderorchester Ruhr dort spielte. Es sind ja nicht nur typische Industriestädte beteiligt. So ergibt sich diese heterogene Struktur Richtung Niederrhein und Sauerland.
Hat das Jahr Ihre Erwartungen erfüllt?
Buchloh: Auf dieses Jahr habe ich mich lange gefreut und viele Erwartungen hinein projiziert. Manche Erwartungen sind übertroffen worden. Wunderbar hat das mit der A 40 funktioniert, und beim Day of Song sind wir groß dabei gewesen.
Wie viele Bürger haben, in Prozent ausgedrückt, wohl etwas vom Kulturhauptstadtjahr mitbekommen?
Buchloh: Ich glaube, dass die großen Dinge, an denen niemand vorbeikommt, etwas bewirkt haben. 100 Prozent der Menschen müssten wissen, was das Ruhrgebiet gemacht hat, es ist ja so viel passiert. Ich bin sicher, dass es mindestens 70 Prozent sind, ich wünschte, dass es 95 Prozent wären.
Hat sich Oberhausen gut eingebracht?
Buchloh: Natürlich haben wir in der eigenen Stadt viel bewegt, haben sie gut präsentiert. Wir haben 14 Schachtzeichen gesetzt und sie durch ehrenamtliche Helfer auch bespielt. Der Day of Song ist aufgefallen. Ein anderer Aspekt ist, dass es Ziel war, als Gemeinschaft aufzutreten, als ein großes Projekt. Es sollte nicht so sein, dass jede Stadt versucht, sich herauszustellen.
Meinen Sie, die Kulturhauptstadt wirkt über 2010 hinaus?
Buchloh: Ich möchte das Wort Netzwerke vermeiden. Es haben sich Kontakte ergeben und Zirkel formiert, die es ermöglichen, die Kulturlandschaft zu erweitern. Die städtischen haben mit anderen Organisationen zusammengearbeitet, mit freien Künstlerverbänden, Glaubensgemeinschaften und Institutionen und das wird so bleiben. Es gibt Folgevereinbarungen. Anfang nächsten Jahres wird es dazu Workshops geben. Auf keinen Fall gibt es den Schnitt und das war’s. Es war doch so schön.
Hat Sie etwas überrascht?
Buchloh: Dass es sehr erfolgreich war, dass die Local Heroes-Woche in den Ferien stattfand. Wir hatten wenig Konkurrenz, es gab keine Eröffnungen und Premieren und viele Menschen, die frei hatten und nicht gerade im Urlaub waren, hatten Zeit, mal eine andere Stadt zu besuchen.
Was war Ihr persönliches Highlight?
Buchloh: Der Day of Song auf Schalke und der Sonnenaufgang auf der A 40.
Gibt’s auch etwas, was Sie nicht gelungen fanden?
Buchloh: Da muss ich überlegen. Von Misserfolgen kann ich nicht reden. Es war sehr schade, dass unsere Local Heroes-Woche unmittelbar nach der Loveparade stattfand.
Sind wir der Ruhrstadt ein Stück näher gekommen?
Buchloh: Ja, das hoffe ich. Es ist ein großer Schritt gelungen. Die Theater haben sich gefunden, die Galerien arbeiten enger zusammen. Es gibt neue Herausforderungen, die spannend sind. Man erkennt, dass die Kreativwirtschaft in der Region etwas Wichtiges ist.
Wurde nicht vielen Veranstaltungen, die es schon gab, der Kulturhauptstadt-Stempel aufgedrückt?
Buchloh: Das war auch eine Diskussion. Es macht aber keinen Sinn, Dinge rauszulassen, die schon da und gut sind. Wir haben mit dem Signet gekennzeichnet, was als Besonderes dazu gekommen ist. Bestehendes mit einem Kick zu versehen ist schon in Ordnung.
Wie viele Überstunden haben Sie gemacht?
Buchloh: Lassen Sie das mal weg.
Viele waren enttäuscht, dass ihr Projekt nicht aufgenommen wurde.
Buchloh: Das waren Jury-Entscheidungen. Dass nicht jeder mit seinem Vorschlag landen kann, ist normal.
Was ist Ihr Wunsch für die Kultur 2011?
Buchloh: Wir werden nicht in dieser Intensität weiter machen. Es ist nicht jedes Jahr Kulturhauptstadt. Aber ich bin sicher, dass Etliches bleibt.