Frankfurt/Main. . Ex-Grimme-Chef Bernd Gäbler macht aus seinem Herzen keine Mördergrube. In einer Studie für die Otto-Brenner-Stiftung bezeichnet der Medienforscher Bohlen, Klum und Katzenberger als „hohle Idole“.
Castingshows vermitteln den vorwiegend jungen Zuschauern fragwürdige Werte. Medienforscher Bernd Gäbler bezeichnet die Juroren in einer Studie für die gewerkschaftsnahe Otto-Brenner-Stiftung als „hohle Idole“ (Titel). Eine Szene aus der RTL-Show „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) irritierte Gäbler besonders.
„Knie nieder!“ Das befahl DSDS-Oberjuror Dieter Bohlen (58) einer 16-jährigen Kandidatin in einer Ausgabe der televisionären Talentsuche von RTL. Sie wollte unbedingt weiterkommen, und der selbst ernannte Show-Titan führte seine Macht vor, indem er das Mädchen öffentlich demütigte.
Bohlen und Klum vermitteln ein autoritäres Weltbild
Auch Bohlens weibliches Gegenstück Heidi Klum quäle die jungen Frauen, die „Germany’s Next Topmodel“ werden wollen. Mal müssen sie sich einen Tintenfisch auf den Kopf setzen, mal müssen sie sich mit Salatsoße übergießen.
Gäbler schloss aus derlei Szenen, dass Casting à la Klum und Bohlen ein autoritäres Weltbild vermittele. Entscheidungen seien willkürlich. Die Shows vermitteln laut Gäbler vor allem Anpassung und Gehorsam.
Gäbler glaubt, dass die Werte des TV-Castings „tief in den Alltag besonders von Jugendlichen wirken“. Der Reiz der Sendungen bestehe darin, dass sie mit ihrem scheinbaren Erfolgsversprechen „zielgenau auf die soziale Unsicherheit jugendlicher Zuschauer“ treffen.
Konkret wirft Gäbler dem Jahrmarkt-Vergnügen von RTL und ProSieben vor, den Kandidaten Ohnmachtsgefühle zu vermitteln. Die Kandidaten „tragen vor, sie liefern sich aus, sie sind immer nur Objekte der Beurteilung“.
Daniela Katzenberger und das Prinzip 'doof aber berühmt'
ProSiebens Model-Sause hält Gäbler für frauenfeindlich. Dabei stößt er sich vor allem am sogenannten Body-Painting: „Es erlaubt, die jungen weiblichen Körper nackt zu zeigen, aber doch so zu tun, als seien sie bedeckt.“
Überdies kritisiert Gäbler die Inszenierung von Casting-Shows: „Es ist Fernsehen, das erst die Wirklichkeit ersinnt, über die es hinterher ,dokumentarisch’ berichtet.“
Als Ergänzung der vorgeblichen Talentsuche für die Musik- und Modebranche sieht Gäbler die Vox-Pseudodoku „Natürlich blond“ mit Daniela Katzenberger. Sie vermittele die Botschaft, „dass man nichts können muss, um durch das Fernsehen berühmt zu werden“.
Unterm Strich propagiere Unterhaltungsfernsehen à la Bohlen, Klum und Katzenberger einen unheimlichen Lehrplan: „Was zählt sind Äußerlichkeiten. Selbstvermarktung und Design treten an die Stelle von Substanz, Kompetenz und Qualifikation.“