Oberhausen. Missstimmung im Rennen um SPD-Bundestagskandidatur: Alt-Oberbürgermeister schreibt Unterstützungsbrief für Bewerber Dirk Vöpel.
Im Rennen um die Bundestagskandidatur der SPD im gemeinsamen Wahlkreis Oberhausen und Dinslaken sorgt ein Unterstützungsschreiben für den Alt-Oberhausener Bezirksbürgermeister Dirk Vöpel für Aufregung. Der Oberhausener Alt-Oberbürgermeister Friedhelm van den Mond (SPD) fordert darin die Mitglieder auf, sich an der Urwahl des Bundestagskandidaten zu beteiligen und bezieht klar Stellung für Vöpel. Die Geschäftsführerin des SPD-Unterbezirks Oberhausen, Lena Kamps, betonte: „Wir haben nichts mit diesem Schreiben zu tun und waren weder an der Vorbereitung noch am Versand beteiligt.“ Vöpel sagte: „Von dem Schreiben wusste ich gar nichts.“ Die SPD in Dinslaken ist verstimmt.
Derzeit läuft bei der SPD in Oberhausen und Dinslaken die gemeinsame Kandidaten-Kür für die Bundestagswahl 2013. Erstmals gibt es dazu eine Befragung der rund 2500 Parteimitglieder in den beiden Städten, der Urnengang ist am am 25. November. Noch bis Freitag können sie zudem Briefwahlunterlagen anfordern. Für die Kandidatur beworben haben sich neben Vöpel die Verdi-Gewerkschafterin Henrike Greven, der Oberhausener Juso-Vorsitzende Maximilian Janetzki sowie der Dinslakener Eyup Yildiz.
Die Partei hat klare Regeln ausgegeben, um Chancengleichheit bei der Kandidatenkür zu gewährleisten. Kern waren vier parteiinterne Vorstellungsrunden in Osterfeld, Alt-Oberhausen, Sterkrade und Dinslaken. „Was wir nicht wollen, ist, dass ein Kandidat mit der Dampfwalze Wahlkampf macht“, hatte Parteivize Bernhard Elsemann im Vorfeld erklärt.
„Unautorisierte Schritte“
Nun hat Vöpel in van den Mond öffentlich einen prominenten Unterstützer hinter sich. „Ich mache gar kein Geheimnis daraus: Ich werde bei dieser Mitgliederbefragung für unseren Genossen Dirk Vöpel stimmen“, schreibt der 80-Jährige in seinem Brief. Er habe aus eigener Initiative gehandelt und Vöpel vorab nicht informiert, sagte er. Mit Hilfe von Unterstützern seien 300 bis 400 Briefe verteilt worden. Die Adressen hätten er und die Unterstützer selbst zusammengetragen.
„Für solche unautorisierten Schritte sind natürlich keine Daten herausgegeben worden“, betonte Parteigeschäftsführerin Kamps. „Wir sind weiterhin an einem fairen Verfahren interessiert, das allen Bewerberinnen und Bewerbern die gleichen Chancen bietet.“
Vöpel sagte, es sei „eine Ehre“, dass sich van den Mond, dem so viel Respekt entgegengebracht werde, „auf Eigeninitiative“ so für ihn ins Zeug lege. „Darüber kann ich mich nur freuen.“ Er selbst habe alle Absprachen eingehalten.
Vöpel kenne das Leben nicht nur aus dem Hörsaal, so van den Mond im Brief. Dadurch fühlt sich Bewerber Janetzki, selbst Student, angegriffen: „Wie ein verdienstvoller Ehrenbürger der Stadt in diesem Ton jemanden Junges unbekannterweise so angreifen kann, ist mir ein Rätsel. Das ist keine Werbung, um junge Menschen für ein politisches Engagement zu begeistern.“
Bewerberin Greven, die in Düsseldorf lebt und ihren Ortsverein in Mülheim hat, äußerte ihr Bedauern über eine Formulierung van den Monds, wonach sichergestellt werden müsse, „dass der nächste Kandidat einer von uns ist“. Greven: „Ich frage mich: Was ist mit den anderen Kandidaten?“
„Wir sind sehr unglücklich darüber“
Dinslakens SPD-Stadtverbandsvorsitzender Friedhelm Wlcek erklärte: „Wir wollten eine saubere und faire Wahl. Und jetzt diese Empfehlung, über die wir sehr unglücklich sind.“ Wlcek sieht seine Bemühungen um das konstruktive Miteinander der Stadtverbände Dinslaken und Oberhausen nachhaltig gestört.
„Mich hat niemand verdonnert, mich nicht für Dirk Vöpel auszusprechen“, verteidigte sich van den Mond. Er sei an das Verfahren, das der Parteivorstand für die Kandidaten aufgestellt habe, nicht gebunden. Die Aufregung könne er aber verstehen. „Das ist gut, wenn in die Partei mal wieder Leben kommt.“ Auf die Frage, ob seine Aktion ein Geschmäckle habe, sagte der Alt-OB: „Das würde ich bestreiten. Es ist ein Zeichen von Engagement“.