Oberhausen. . Ex-Oberbürgermeister van den Mond greift massiv in internen Wahlkampf ein. Werbung für Dirk Vöpel. Die Konkurrenten finden das äußerst unfair.

Einen fairen Wahlkampf um die Bundestagskandidatur hatten sich die SPD-Parteivorstände von Dinslaken und Oberhausen sowie die vier Kandidaten in die Hand versprochen. Doch ein Brief, den der Ehrenbürger und langjährige Oberbürgermeister Friedhelm van den Mond jetzt an rund 300 Oberhausener Genossen richtete, sorgt für erhebliche Aufregung und Verärgerung. Bei Kandidaten, bei den Vorständen, aber auch bei einfachen Mitgliedern.

Der Inhalt des Briefs: Nach der Bitte, sich an der Mitgliederbefragung zahlreich zu beteiligen – „Es geht auch darum, dass wir das Bundestagsmandat in Oberhausen behalten“ –, heißt es: „Ich werde für den Genossen Dirk Vöpel stimmen.“ Den kenne und schätze er. „Er ist Vater einer 13-jährigen Tochter und kennt das Leben nicht nur aus dem Hörsaal. Er ist einer von uns.“

Im Gespräch mit der WAZ betont van den Mond, dass die Parteigeschäftsstelle nicht involviert gewesen sei und er das Schreiben nur an Menschen gerichtet habe, „die ich persönlich kenne.“ In einer Art Schneeballsystem sei der anfängliche Empfängerkreis immer größer geworden.

Die Briefe seien auch nicht per Post verschickt, sondern von Genossen, die seine Aktion befürworteten, in die Briefkästen eingeworfen worden. „Ich habe damit also weder gegen Parteistatuten noch irgendwelche Gesetze verstoßen.“

Die Reaktion des Parteichefs

Michael Groschek distanziert sich ausdrücklich von van den Monds Vorgehen und betont, dass die Partei damit in keiner Hinsicht etwas zu tun habe. Weder Adressen noch irgendwelche anderen Daten seien an den Autor weitergegeben worden. „Das werden wir auch allen Vorständen und den Kandidaten so mitteilen.“ Die entstandene Verärgerung könne er mehr als verstehen.

Die Reaktion aus Dinslaken

„Bis zu diesem Brief war das Wahlverfahren fair und regulär abgelaufen“, sagt Dinslakens SPD-Chef Friedhelm Wlcek. Doch seit Bekanntwerden des Schreibens stehe bei ihm das Telefon nicht mehr still.

„Wir in Dinslaken sind sowieso schon der kleinere Teil und dann so etwas. Sie können sich vorstellen, dass ich auch erst mal unseren Bewerber beruhigen musste.“ In einem Gespräch habe ihm der stellvertretende Oberhausener Parteichef, Bernd Elsemann, „Eide geschworen“, dass die Partei nichts damit zu tun habe. Was die Mobilisierung der Dinslakener SPD-Mitglieder bei der Bundestagswahl 2013 betreffe, sei van den Monds Aktion kontraproduktiv gewesen.

Kandidatenreaktionen auf den Brief von Friedhelm van den Mond
„Friedhelm van den Mond schreibt, ,Dirk Vöpel ist einer von uns’. Gehören wir anderen, die sich um die Kandidatur bewerben, also nicht dazu?“ fragt Henrike Greven. Jedes Mitglied habe bei den parteiinternen Kandidatenforen und durch versandte Kandidatenbriefe die Chance erhalten, sich selbst ein Bild von jedem Kandidaten zu machen. Bei der Mitgliederbefragung setzt sie darauf, dass „sich jeder selbst sein ganz persönliches Urteil bildet und seine ganz persönliche Entscheidung fällt“.

Für Maximilian Janetzki ist der Brief nicht nur ein „eindeutiger Regelverstoß“, sondern er grenze auch an ein „mafiöses“ Verhalten, denn: „Das Schreiben wurde genau in der Zeit verteilt, in der sich die Mitglieder ihre Briefwahlunterlagen zuschicken lassen können.“ Der Passus in van den Monds Brief, Vöpel kenne das Leben nicht nur aus dem Hörsaal, ziele gegen ihn, Janetzki. „Friedhelm van den Mond kennt mich gar nicht. Er kennt meinen Lebenslauf nicht, er weiß nicht, dass ich der erste in unserer Familie bin, der zur Uni geht, er weiß nicht, dass mich meine Mutter allein groß gezogen hat.“

Dirk Vöpel konnten wir gestern telefonisch nicht erreichen.

Per Briefwahl können SPD-Mitglieder noch bis 16. November an der Befragung teilnehmen. Die Urnenwahl ist am Sonntag, 25. November.