Oberhausen. .
Die Evangelische Kirche soll künftig auch Nicht-Christen einstellen. Mit dieser These wird Superintendent Joachim Deterding die Teilnehmer der Synode des Evangelischen Kirchenkreises Oberhausen am Wochenende konfrontieren: „Auch in Kirchenkreisen muss sich die Veränderung in unserer Gesellschaft widerspiegeln.“
Es werden nicht nur Christen krank
Deterding erklärt: „Wenn wir als Kirche in der Gesellschaft wirken wollen, müssen wir uns neuen Gegebenheiten stellen.“ Die Anstellung Andersgläubiger biete sich bei der Schuldnerberatung an, auch bei der Krankenpflege: „Es haben nicht nur Christen Schulden, es werden nicht nur Christen krank.“
Er weist darauf hin, dass die Kirchenordnung solche Beschäftigungsverhältnisse in Ausnahmen bereits zulasse. Nun hofft er auf eine Diskussion um ein neues Miteinander in einer multikulturellen Gesellschaft.
Hintergrund ist die Geschichte eines alevitischen Mitarbeiters der Diakonie Mülheim, der auch für Oberhausen zuständig war: „Der Kirchenkreis Mülheim gibt Nicht-Evangelischen keine unbefristeten Arbeitsverträge. Das stand bei diesem Mitarbeiter aber an. Man bat uns, die Stelle nach Oberhausen zu verlegen.“ Das habe der Kreissynodalvorstand abgelehnt – jedoch nur aufgrund einer nicht gesicherten Finanzierung.
Zarte Ansätze
Joachim Deterding räumt ein: „Meine Forderung verlangt unseren Gläubigen ein hohes Maß an Toleranz ab. Und das muss umgekehrt auch gelten.“ Eine Einstellungsvoraussetzung sei der Respekt vor den jeweiligen Glaubensvorstellungen. „Ich fordere genauso klar, dass das Frauenbild im Islam sich ändern und das Erlernen der deutschen Sprache für ausländische Mitbürger Pflicht sein muss, und dass in der Türkei Kirchen gebaut werden dürfen.“ Deterding hat eine Vision: „Sieht man das Völkergemisch in New York oder London und die dort gewonnene Lebensqualität, wünsche ich mir das auch für uns.“ Bei einigen Muslimen erlebe er „zarte Ansätze“ für einen überkonfessionellen Dialog.
Die Caritas Oberhausen wird dieses Thema nun beim Deutschen Caritasverband anstoßen. Vorstandsmitglied Reinhard Messing: „Die Kirchliche Grundordnung schließt Anstellungen von Nicht-Christen nicht aus. Im Sinne einer interreligiösen Öffnung der Caritas intensivieren nun die Diskussion darum. Wir brauchen Handlungssicherheit.“ Fachkräftemangel spiele dabei keine Rolle. Die Möglichkeit zur Einstellung von Nicht-Christen begrüßt er: „Zumal auch in Oberhausen viele Menschen mit Migrationshintergrund leben.“