Oberhausen. .
Nach ersten Schätzungen erhält die evangelische Kirche in Oberhausen 2012 mit Zuwendungen von 131 Euro pro Gemeindemitglied mehr Geld als in diesem Jahr, in dem dieser Betrag bei 126 Euro lag. Das sind immerhin 5 Euro pro Kopf mehr. Die Kirchensteuereinnahmen sind seit 1995 relativ gleich bleibend. Von einer „Kirchensteuerflut“, von der einige Christen an der Basis gerne sprechen, kann also keine Rede sein.
Superintendent Hans-Joachim Deterding sieht trotz der relativ stabilen Einnahmen für den Evangelischen Kirchenkreis Oberhausen und die acht Gemeinden der Stadt auf Dauer viel eher einen langsamen Sinkflug, bedingt durch immer weniger Mitglieder und einen Kaufkraftverlust durch die normale Preissteigerungsrate.
Im neuen Jahr wird das Steueraufkommen zwar auf acht Millionen Euro geschätzt. Doch bei dieser Einnahme bleibt es nicht. Deterding rechnet vor, dass rund 10,8 Prozent der Summe an die Landeskirche gezahlt werden, etwa 8,9 Prozent an die Evangelische Kirche Deutschland.
Ohne den Sparstrumpf auskommen
„Außerdem gehen drei Prozent vom Gesamtkirchensteueraufkommen, das sind 240.000 Euro, ans Finanzamt“, nennt Deterding nur einige der Kosten. Unterm Strich bleiben von den acht Millionen Euro mit 3,9 Millionen Euro nur knapp die Hälfte übrig. „Das wären 67 Euro pro Gemeindemitglied“, sagt Deterding. Doch die 3,9 Millionen werden wiederum um 3,7 Millionen Euro von der Landeskirche aufgestockt. Macht 7,6 Millionen und entsprechen damit den zugewiesenen Wert von etwa 131 Euro pro evangelischem Christen.
„Oberhausen ist ein traditionell armer Kirchenkreis, der eine Menge Unterstützung aus dem landeskirchlichen Fond erhält“, sagt der Pfarrer.
In früheren Jahren mussten die Oberhausener schon mal auf ihre Rücklagen zurückgreifen; durch Sparbeschlüsse 2002 und 2007 war dies in jüngster Zeit nicht mehr nötig. 2012 sind zwar vorsichtshalber 86.000 Euro aus Rücklagen im Haushalt vorgesehen; man glaubt aber, ohne den Sparstrumpf auszukommen.
Kirchensteuer für alle
Insgesamt hält Deterding die finanzielle Situation der evangelischen Kirche vor Ort im Moment für recht entspannt „Wir konnten sogar wieder ein Schulreferat einrichten“, sagt er über das Angebot, das im Zuge der Sparmaßnahmen zunächst gestrichen worden war.
Dennoch müsse man wachsam bleiben. Denn Fakt ist, dass die evangelisches Kirche stetig schrumpft: Noch in den 60er Jahren lebten in Oberhausen 128.000 evangelische Christen. Heute sind es gerade mal noch 58.000. Tendenz fallend. „Wir verlieren jedes Jahr 1,2 Prozent an Mitgliedern durch den demografischen Wandel“, erklärt der Superintendent. Ausschlaggebend sei, dass mehr Menschen sterben als getauft werden. Die Kirchenaustritte spielten keine so große Rolle.
Deterding schätzt allerdings auch, dass rund ein Drittel der Menschen keiner religiösen Gemeinschaft mehr angehören. „Wir finanzieren aber ein Sozialsystem unterhalb des Sozialsystems“, macht er für die Kirchen deutlich. Deshalb plädiere er für eine Steuer, mit der alle belegt werden sollten, die keine Kirchensteuer zahlen. „Die Betreffenden sollten selbst entscheiden dürfen, wofür sie diese Steuer entrichten“, sagt Deterding. Die Unterstützung könnte sozialen Projekten oder z.B. auch Greenpeace zugute kommen.
"Um unabhängig zu bleiben"
Der Superintendent ärgert sich immer über die Leute, die ihm erzählen, dass sie den reichen Papst nicht unterstützen wollen: „Damit habe ich nichts zu tun und mein katholischer Kollege vor Ort genauso wenig.“ Sie wollten für die Menschen in der Stadt da sein.
Das Geld, das Oberhausen bekommt, wird aufgeteilt zwischen Kirchenkreis und den Gemeinden, die autonom über ihre Finanzen bestimmen. Die Gemeinden finanzieren nicht nur sämtliche Personalstellen (darunter 23,75 Stellen für Pfarrer), sondern auch anteilig die von der Kirche betriebenen Kindergärten.
Der Kirchenkreis wiederum übernimmt die Kosten für die Diakonie (306.000 Euro), für das Familien- und Erwachsenenbildungswerk und für die Flüchtlingsberatungsstelle - letztere sogar ohne Gelder von Stadt und Land. „Um unabhängig zu bleiben“, erklärt Deterding mit Blick auf Menschen, denen die Abschiebung droht.