Oberhausen..

Die beiden großen christlichen Kirchen in Oberhausen haben die Bürger aufgerufen, mit Verständnis und Mitgefühl auf die steigende Zahl an Flüchtlingen aus Mazedonien, Serbien und Syrien zu reagieren. In den Nachbar-Stadtteilen Frintrop und Bedingrade (Essen) hat es bereits Proteste von Anwohnern gegen Notlager für Sinti und Roma in Turnhallen gegeben.

„Unvorstellbare Grausamkeiten“

„Die Flüchtlinge kommen zu uns, weil diese Menschen Angst um Leib und Leben haben. Die Syrier erleben unvorstellbare Grausamkeiten in ihrem Land; die Roma und Sinti werden in ihren Heimatländern verfolgt, sie leiden unter Not und Hunger. Auf dem Balkan herrscht teils bittere Armut“, sagt Hans-Joachim Deterding, Superintendent der evangelischen Kirche in Oberhausen. „Wir haben deshalb die Pflicht, so gut es geht, den Menschen Schutz zu geben.“

Auch Peter Fabritz, Stadtdechant der katholischen Kirche in Oberhausen, sieht eine christliche Verantwortung, den Flüchtlingen zu helfen. „Da sind Menschen wie du und ich, die in großer Bedrängnis sind. Da kann man nicht sagen, da sollen sich mal andere darum kümmern. Bei allen sozialen Problemen, die viele Einheimische hier selbst haben, haben wir eine hohe Verantwortung, den Flüchtlingen Unterschlupf zu geben.“

400 Asylbewerber in Oberhausen

Beide Vertreter der großen christlichen Kirchen haben durchaus Verständnis für die Vorbehalte mancher Bürger vor allem gegen die Volksgruppe der Sinti und Roma. „Sie haben durch ihre Nichtsesshaftigkeit eine für uns sehr fremde Lebenshaltung. Aber wer sie kennenlernt, erlebt sehr warmherzige sympathische Menschen“, sagt Deterding. Finanziell sei die Aufnahme der Flüchtlinge für das reiche Deutschland machbar. „Dies ist aber eine europäische Aufgabe, die Städte dürfen nicht auf den Kosten sitzen bleiben.“

Thomas Gäng, der neue Vorsitzende des Katholikenrates, warnt aber auch davor, die Bevölkerung in den Ruhrgebiets-Städten mit der Aufnahme von Flüchtlingen zu überfordern. „Wir müssen dafür sorgen, dass es den Menschen in ihren Heimatländern besser geht und sie dort gut leben können.“

Bisher wohnen in Oberhausen 400 Asylbewerber. Im September kamen 50 neue Flüchtlinge in die Stadt, Ende Oktober könnten es doppelt so viele Neulinge sein. Wohlfahrtsverbände vermuten, dass noch bis Ende des Jahres verstärkt Flüchtlinge aus Syrien und vom Balkan ins Ruhrgebiet reisen. Die Stadtspitze rechnet damit, dass die derzeitige Zahl von 100 freien Unterkunftsplätzen für Flüchtlinge schnell erschöpft sein wird.

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