Düsseldorf. . Backautomaten im Supermarkt machen den kleinen Betrieben das Leben schwer. Der Verband Deutscher Großbäckereien rechnet mit dem Aus von 6000 Kleinbäckern. Preislich können die Kleinen gegen die Konkurrenz der Großen nicht mehr mithalten.
Industrielle Großbäckereien vertreiben den Bäcker an der nächsten Ecke. Von derzeit bundesweit noch gut 14 000 Betrieben werden in den nächsten Jahren rund 6000 dicht machen müssen. Das glaubt zumindest der Chef des Verbands Deutscher Großbäckereien, Helmut Klemme. „Der Druck auf die kleineren Betriebe nimmt weiter zu“, beobachtet Klemme. Zuletzt gaben jährlich etwa 300 Bäckereien auf. Die Konzentration lässt sich an den Marktanteilen ablesen. Während die 34 größten Unternehmen 30 Prozent des Marktes auf sich vereinen, teilen sich die 12 000 kleinsten Backstuben 20 Prozent.
Trotzdem gibt es laut Klemme kein Einheitsbrot und kein Einheitsbrötchen. Die Backstationen in den Supermärkten haben häufig 20 bis 30 verschiedene Produkte im Angebot. Gerade der Verkauf im Supermarkt macht den kleinen Bäckereien schwer zu schaffen. Dort sind Backstationen auf dem Vormarsch. Mittlerweile verfügt ein Drittel der Filialen über Regale mit ständig frischen Erzeugnissen. Preislich können die Kleinen gegen die Konkurrenz der Großen nicht mehr mithalten. Die Gesellschaft für Konsumforschung hat die Kosten für Brot verglichen. Danach verlangen Supermärkte im Durchschnitt 2,42 Euro für ein Kilogramm Brot oder Kleingebäck. Der traditionelle Bäcker muss seinen Kunden dagegen 3,88 Euro abnehmen. „Letztlich entscheiden über die Marktchancen die Verbraucher und sie stimmen mit den Füßen ab“, sagt Klemme.
Die Preise stehen auch ohne den Wettbewerb innerhalb der Branche im Zentrum der Beobachtung. Denn international haben Missernten, Spekulation und eine wachsende Bevölkerung für ein knappes Angebot und teureres Getreide gesorgt. Klemme will sich zwar nicht auf höhere Verkaufspreise für Brot und Brötchen in Deutschland festlegen. Wenn dies auf dem Markt durchsetzbar sei, werde das eine oder andere Unternehmen allerdings gezwungen sein, mehr für seine Produkte zu verlangen.
Preissteigerungen treffen vor allem arme Länder
Der Verband rechnet damit, dass sich die Situation auf den Nahrungsmittelmärkten zukünftig noch weiter verschärfen wird. Der Anstieg der Brotpreise in Deutschland werde dabei das kleinere Problem sein, vermutet Klemme. Denn in vielen anderen Ländern ist der Anteil der Ausgaben für Lebensmittel am Haushaltsbudget deutlich größer als in Deutschland. In der Ukraine geben die Verbraucher 54 Prozent ihres Einkommens für Lebensmittel aus, in Indien 46 Prozent. Die Konsumenten hierzulande legen nur jeden zehnten Euro ihres Budgets für Nahrungsmittel auf den Tisch. Deshalb treffen Preissteigerungen auf den internationalen Märkten vor allem Haushalte in den armen Ländern.
Brot und Brötchen gehören nach wie vor zu den Lieblingsspeisen der Bundesbürger. 57 Kilogramm verzehrte jeder Deutsche 2011 im Schnitt. Dazu kommen noch einmal 15 Kilo Kuchen und Torten sowie drei Kilogramm weiterer Backwaren. Laut Klemme gehört Deutschland damit weltweit zu den Spitzenreitern.