Oberhausen. . Was führt schneller zum Ziel: GPS- oder Karten-gesteuertes Fahren? Zwei Redaktionskolleginnen machen den Test im Mittagsverkehr.

Ich habe es auch – ein Navigationsgerät. Doch ich benutze es nur, wenn’s nicht anders geht. Zu oft führt es mich in die Irre. Beispiel: Ich gondele auf der Autobahn 40 durch Essen und mein Navi meint an jeder Ausfahrt, ich sei abgefahren. Dann soll ich an nicht vorhandenen Ampeln links oder rechts abbiegen oder gar wenden. Einmal stand ich mitten im Hiesfelder Wald vor einer Absperrung. Und ganz ehrlich: Da wollte ich nicht hin!

Nach so viel Pleiten, Pech und Pannen mag ich sie wieder – meine gute alte Straßenkarte aus dem Jahr 1992/’93. Wir wollten nun herausfinden, wer leichter und schneller ans Ziel kommt: Navi-pilotiert (AR) oder mit dem Blick auf die Karte (Knü)? Das Ziel hat eine Kollegin festgelegt: möglichst abgelegen und unbekannt. Emmichstraße hoch im Norden. Wir starten auf dem Parkplatz der Redaktion an der Goebenstraße, zeitversetzt um fünf Minuten.

Die Frau mit der Karte

Ich krame meinen gefalteten Plan heraus. Ok, die Falterei ist ein wenig mühsam, bis ich das passende Quadrat gefunden habe. Die Emmichstraße ist im Planquadrat M 18. Ganz weit oben im Norden.

Der Blick auf die Umgebung zeigt es: Hier erscheint mir ein Umweg zielführender als die Zockelei durch die Innenstadt und Sterkrade. Um genau 15.19 Uhr lege ich die Karte auf den Beifahrersitz und den ersten Gang ein: Los geht’s zur Autobahn 516, an Sterkrade vorbei und durch die Baustelle am Kreuz – an der heute mal kein Stau ist, man aber dennoch nur 60 km/h fahren darf – und in Dinslaken-Süd/Schmachtendorf abgefahren. So weit so gut.

Einfahrt in die Emmichstraße um 15.44 Uhr

Dann geht’s rechts ab. Hier ist ein relativ neuer Kreisverkehr, den kennt meine Straßenkarte noch nicht. Macht aber nichts, weil ich rechts abbiegen muss – mit oder ohne Kreisel. Zum Glück ist der Weg von der Autobahnabfahrt bis zur Emmichstraße nicht sehr kompliziert: links, links, rechts in die Forststraße, rechts und noch mal links. Das kann ich mir gerade noch merken. Und ich habe mir gemerkt, dass ich von der Forststraße in die Hühnerstraße einbiegen muss. Auch das schaffe ich noch – und finde trotz einer Baustellenumleitung die Emmichstraße um 15.44 Uhr. Hätte ich aber öfters abbiegen müssen, wären Zwangspausen am Straßenrand vorprogrammiert, um nachzuschauen, wo’s nun weiter langgeht.

So bleibt festzuhalten: Die Straßenkarten sind noch immer ein guter Helfer, man muss sie nur richtig lesen können. Und sie hilft einem, die Umgebung kennenzulernen. Man muss mehr nachdenken und intensiv die Straßenschilder studieren, sonst wird das nichts mit: „Sie haben Ihr Ziel erreicht.“

Die Frau mit dem Navi 

Mein Navigationsgerät ist auf die „schnelle Route“ eingestellt: Der Satellit schickt mich also nicht auf die kürzeste Strecke hinsichtlich der Kilometer, sondern verspricht die flotteste Anfahrt zur Emmichstraße. Ich programmiere das Gerät, um 15.13 Uhr starte ich. „Ihre Route wird angezeigt“, kommentiert das Navi nüchtern.

Optimistische Planung der Technik: 19 Minuten soll ich für die 13 Kilometer brauchen. Ich werde über die Friedrich-Karl-, Concordia-, Duisburger- und Ruhrorter Straße zur Autobahn 3 geschickt. Vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit 120 km/h, woran ich mich selbstverständlich halte. Der Verkehr fließt, alles ist gut.

Bürokratisch-freundliche Ansagen

An der Abfahrt Holten soll ich runterfahren. Es geht über die Weierstraße, die Von-Trotha-Straße und die Weißensteinstraße, vorbei an der „Ruhrchemie“. Ich denke: Die Kollegin, die das Ziel bestimmte, wollte uns etwas von Oberhausen zeigen. Ich denke: Gott sei Dank muss ich mich nicht auf eine Karte verlassen, da wäre ich jetzt schon alle 100 Meter rechts rangefahren und hätte wieder nachschauen müssen.

Da sind die bürokratisch-freundlichen Ansagen doch viel bequemer. Auf dem Display ist noch keine Zielflagge zu sehen. Dafür aber schriftliche Angaben, unterlegt mit akustischen Anweisungen: „In 300 Metern rechts in die Bahnstraße abbiegen“. Abbiegen muss ich sehr häufig, das hätte ich mir nie merken können. Es folgen Schmachtendorfer Straße, Forststraße und dann – eine Baustelle auf der Antwerpener. Das Navi schaltet um und zeigt die Alternative. Aber die zeigt das Umleitungsschild auch. Um 15.37 halte ich am Ziel. 24 Minuten habe ich gebraucht, 25 Minuten die Kollegin, die kurz nach mir eintrifft. Gut, viel schneller war’s nicht mit der Technik, aber einfacher allemal.