Oberhausen. .

Plötzlich ist der Radweg zu Ende. Einfach so. Das Herz pocht, die Hand wischt über Schweiß auf der Stirn, Flüche. Es bleibt nur eins: Umdrehen. Dabei hat doch alles so gut angefangen. Wer mit dem Rad auf meiner Strecke vom Norden in den Süden fährt, muss sich entscheiden: Schöne ruhige Strecken mit Umwegen oder auf schnellstem Weg meist auf viel befahrenen Straßen. Die Finger klingel- und bremsbereit; kaum ein Fußgänger, noch weniger ein Autofahrer erkennt den weißen Streifen am Boden als Radweg an. 10.22 Uhr, Start: Tempo vor Schönheit.

Erst mal geht es bergab: Die Neukölner Straße hinunter, auf gut ausgebautem Radweg, das Rad gewinnt fast den Wettlauf mit dem Auto. Abkürzungen machen den Unterschied, droht die Ampel, winkt der Wechsel auf den Bürgersteig, quer über den Schmachtendorfer Markt, im Slalom vorbei an Hungrigen, die ihre Nasen in Brötchentüten stecken. Über die Hiesfelder Straße zur Autobahnbrücke. Hintern hoch, kräftig in die Pedale treten. Da hupt jemand, mir liegt ein empörtes Wort auf der Zunge! Winkend braust Astrid Knümann vorbei. So ja nicht!

Fast hätte das riskante Überholmanöver auf der Hauptstraße geklappt, doch die rote Fußgängerampel stoppt mich. Ein Moment, um das Handy aus der Tasche ziehen: 9,42 Minuten, knapp fünf Kilometer zeigt das Trainingsprogramm. Eine Mama schiebt den Kinderwagen über die Straße – fast hätte ich die Grünphase verpasst. Der Gedanke an mein Frühstück kommt hoch, als ein älterer Herr rechts überholt.

Die Emscher liegt in der Luft

An der Von-Trotha-Straße sorgen Baustelle und Sperrung für Stau, der Bürgersteig ist meiner – in der Leuthenstraße allerdings prächtig zugeparkt. Die Emscher liegt in der Luft, das hat wohl den Fahrer des weißen Polo an der Ampel betäubt, der mir meine grüne Phase klaut. Schiebung! Letztlich ist es die Buschhausener Straße, die jedem Radler das letzte bisschen Motivation raubt.

Es riecht nach Fluss, Abgasen, Müll, dann drängt der enge Bürgersteig auf die Straße, die Territorium der beunruhigend nah auffahrenden Autofahrer ist. Zurück auf den Bürgersteig – würde der nicht mittendrin enden: Vor der Bushaltestelle am Baumarkt. Schnaubend an der Ampel stehend lockt die Brücke über den Rhein-Herne-Kanal: Dahinter ist der Rest ein Katzensprung. Von einem Schiff winkt jemand – mein Lächeln gefriert beim Vibrieren des Handys: 10.47 Uhr. Auto schlägt Rad. In 34.52 Min. schaffe ich mit dem Drahtesel die zwölf Kilometer.

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