Oberhausen.

Für ambitionierte Verkehrsprojekte fehlen in Oberhausen die Mittel. Welche Spielräume man in dieser Situation ausloten kann und wo es dennoch stockt, darüber sprach die NRZ im Rahmen ihrer Serie zur Mobilität in Oberhausen mit dem obersten Verkehrsplaner Klunk, zugleich Vorstand der Stadtwerke Oberhausen (Stoag).

Passend zu Weihnachten: Welches Verkehrsprojekt steht auf ihrem Wunschzettel?

Peter Klunk: Wenn ich mir was aussuchen dürfte, wäre sicherlich ein Autobahnkreuz, das die A516 und die A42 sinnvoll verbindet, ganz oben auf der Liste. Betrachtet man sich einfach mal das Verkehrsaufkommen, das die Konrad-Adenauer-Allee bewältigen muss, in Spitzenzeiten bis zu 100.000 Autos pro Tag, übertrifft das schon die Werte einiger Autobahnen. Hier würde ein Autobahnkreuz sicherlich für deutliche Entlastungen sorgen.

Allerdings dürfen Sie sich selten etwas wünschen. Kann Oberhausen in seiner finanziellen Lage beim Verkehr überhaupt mehr als reine Bestandserhaltung leisten?

Klunk: Inzwischen sind wir es nach 25 Jahren gewohnt, den Mangel zu verwalten. Bei vielen Projekten müssen wir vor allem koordinieren und werben, um die Finanzierung zu sichern. Das macht inzwischen einen großen Teil der Arbeit aus. Wenn man sich die Sanierung der Ripshorster Brücke anschaut, haben wir da aus den verschiedensten Töpfen Mittel eingeworben, etwa Landesmittel oder Drittmittel eines ehemaligen Besitzers der Brücke.

Im Fall der Brücke war das auch bitter nötig, sie war jahrelang gesperrt.

Klunk: Ja, Mobilität bedeutet Lebensqualität. Nicht nur für die Bewohner einer Stadt ist eine gute Verkehrsinfrastruktur auch mit Aspekten wie Luftreinheit und Lärmschutz sehr wichtig. Mobilität kann der entscheidende Standortvorteil gegenüber anderen Städten sein. Ich sehe Oberhausen da sehr gut aufgestellt. Wir sind regional und überregional vernetzt, sowohl auf der Straße als auch auf der Schiene. Besonders beachtlich ist in unserer Stadt, dass die Bürger öfter mit dem Rad, ÖPNV und zu Fuß unterwegs sind als dass sie ein Auto benutzen.

Was muss noch besser werden?

Klunk: Da ist ganz klar das dritte Gleis für die Betuwe-Linie zu nennen. Nachdem jetzt die finanziellen Fragen geklärt scheinen, beginnen wir im neuen Jahr mit den Planfeststellungsverfahren. Dann wird es auch Bürgerversammlungen geben, auf denen Fragen und Anregungen geäußert werden können. Außerdem wollen wir weiter den Umweltverbund fördern, beispielsweise indem wir bei jeder Straßensanierung die Belange der Fahrradfahrer genauer betrachten.

Die Finanzsituation der Stadt erlaubt oft nur kurzfristige Lösungen. Wie kann man für Nachhaltigkeit sorgen, etwa in ökologischer Hinsicht?

Klunk: In Kürze werden wir zwei Hybridbusse der Firma MAN geliefert bekommen. Diese Technik ist soweit ausgereift, dass jetzt die Praxistauglichkeit erprobt werden muss. Hierzu wollen wir auch beitragen. Es nützt schließlich nichts, immer nur abzuwarten, man muss auch mal etwas Risiko gehen, um die Entwicklung neuer Techniken voranzubringen.

In jüngster Zeit war auch immer viel von Elektromobilität die Rede. Viel passiert ist da noch nicht.

Klunk: Da ist der Stand der Technik, anders als beim Hybridantrieb, einfach noch nicht so weit. Wenn man sich einmal anschaut, wie teuer allein ein mit Elektromotor betriebener Kleinwagen ist und welche Reichweiten dieser hat, sind wir noch Jahre davon entfernt, bevor das ein Thema wird.

Wohin wird sich die Mobilität in Oberhausen denn aus Ihrer Sicht entwickeln?

Klunk: Es gibt da das große Thema des intermodalen Verkehrs, womit die Vernetzung und Verkettung verschiedener Verkehrsmittel gemeint ist. Soll heißen: Ich fahre mit meinem Auto zum Bahnhof, stelle es dort ab und nehme die Bahn. An meinem Ziel kann ich mir dann für die Fahrt zur Arbeit ein Fahrrad leihen. Da stehen wir aber gerade erst am Anfang der Entwicklung. Auch können wir beobachten, dass sich Mobilitätsmuster verändern. Das sehe ich in meinem persönlichen Umfeld. Während vor allem die Jüngeren eher auf ein eigenes Auto verzichten und vermehrt den ÖPNV nutzen, ist das bei vielen Senioren anders. Diese sind immer länger mobil, vor allem mit dem eigenen PKW.