Oberhausen. . Es müssen Wildwest-Zustände damals geherrscht haben, eine Art Goldgräberstimmung auf der Heide: Da waren die Eisenbahn, erste Industrie, ein paar Siedlungen und Bauernhöfe. Und zahlreiche Glückssucher, die voller Hoffnung in die Gegend strömten, um zu schuften, sich ein Leben aufzubauen.
Es müssen Wildwest-Zustände damals geherrscht haben, eine Art Goldgräberstimmung auf der Heide: Da waren die Eisenbahn, erste Industrie, ein paar Siedlungen und Bauernhöfe. Und zahlreiche Glückssucher, die voller Hoffnung in die Gegend strömten, um zu schuften, sich ein Leben aufzubauen. Rund 5500 Menschen lebten hier zur Gemeindegründung im Jahre 1862 – und nur 50 Jahre später wurde Oberhausen mit über 100.000 Bewohnern zur Großstadt.
Die neue Sonderausstellung im LVR-Industriemuseum erzählt die Geschichte dieser vergleichsweise jungen Ruhrgebietsstadt. Erzählt sie mit im wahrsten Sinne anschaulichen Mitteln: Fotografien, Bildern, Filmen. Es ist ein Geschenk zum 150. Geburtstag der Gemeinde. Ein Geschenk an die Oberhausener Bürger, die mit der Schau nicht nur „einen nostalgischen Blick zurück werfen können, sondern in ihr auch Denkanstöße finden sollen zur Zukunft dieser Stadt“, sagt Walter Hauser, Direktor des LVR-Industriemuseums, der sich bei den Sponsoren der Ausstellung – Oxea, die Stiftungsinitiative Stadtsparkasse OB und die TMO – bedankt.
Persönliche Erinnerungsstücke
Für die „Stadt der guten Hoffnung – Bilder aus Oberhausen“ hat das Museum an der Hansastraße seinen Bilderschatz gehoben, insbesondere den des historischen Archivs der Gutehoffnungshütte (GHH). Hinzugekommen sind persönliche Erinnerungsstücke, Bilder aus Privatbesitz, die Oberhausener zur Verfügung stellten: von Familienfeiern, Klassentreffen, vom Vereinsleben, von Menschen bei der Arbeit. Ganz unterschiedliche Motive machen das Leben in dieser Stadt in den vergangenen Jahrzehnten sichtbar. „Denn die Stadt, das sind Häuser, Fabriken, Straßen und Plätze, aber auch Emotionen, Hoffnungen, Erwartungen und Enttäuschungen“, so Burkhard Zeppenfeld, Projektleiter der Sonderausstellung.
Bei der Präsentation der Bilder greift das Industriemuseum nicht zu Rahmen und weißer Wand, sondern zu Projektoren. Über 600 Dias laufen in Serien an verschiedenen thematischen Stationen durch. Auf den großen Leinwänden im Halbdunkel der Sonderausstellungshalle flimmern Zechen, Schlote, Häuser, Menschen. Und damit das Ganze „nicht nur ein Bilderrausch ist, haben wir Zitate und Fragen als Kontext hinzugestellt“, sagt Fabian Lettow von „Kainkollektiv“, einer der Gestalter der Ausstellung.
Inszenierungen der Images
Eine Stadt hat nicht nur viele Bilder von sich, sondern bekommt auch viele von außen verpasst. Hat ein Image oder gibt sich selbst eins. „Wiege der Ruhrindustrie“, „Kind der Eisenbahn“ oder „Ärmste Stadt Deutschlands“ sind Slogans für Oberhausen, die die Ausstellung aufgreift und inszeniert. Mit Fossilien wie den Christo-Tonnen aus dem Gasometer oder einer Bank vom Bahnhof. Schön ist auch die „Stube der Erinnerung“ mit Möbeln und Utensilien, bei denen wahrscheinlich so mancher Betrachter verzückt ausrufen wird: „So einen Schrank hatte meine Oma auch.“
Bewegte Bilder dürfen in solch einer Schau nicht fehlen: Kleine Fernseher, die von der Decke hängen, zeigen Dokumentar-, Amateur- und Spielfilme von und aus der Stadt. Mit dabei auch das erste filmische Material aus Oberhausen von 1917 über die Granatenherstellung in der Gutehoffnungshütte.
Überhaupt: Es gibt so Vieles zu entdecken und wer will, kann tief abtauchen in die Stadtgeschichte. Kann sich in Akten über 1000 Bilder ansehen. Findet einen Zeitstrahl mit Info-Verweisen aufs Archiv in der Ausstellung – zum Beispiel zu der Deportation von jüdischen Bürgern aus Oberhausen nach Theresienstadt. Wer will, kann reinhören in Interviews mit Menschen aus dieser Stadt, vom Schlosser bis zum Grundschulkind. Und er kann mitmachen: Bilder mitbringen und da lassen oder in einem Blog Spuren in der Schau hinterlassen.
Die Schau an der Hansastraße 20 läuft vom 9. September bis 29. September 2013. Sie ist dienstags bis freitags von 10 bis 17 Uhr und samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 4 Euro (ermäßigt 3 Euro).
Info: 02234 9921-555, www.stadt-der-guten-hoffnung.lvr.de; Katolog: 19,90 Euro.