Oberhausen. Maler- und Lackierer-Stuckateur-Innung Oberhausen rief zum Fassadenwettbewerb auf. Ausgezeichnet wurden Häuser in zwei Kategorien - die vor und die nach 1930 erbauten.
Schaut man auf Oberhausens Häuser, fallen zwei Dinge auf. 1. Stolze Schwäne mit einem perfekten Gewand aus hell in der Sonne leuchtendem mineralischen Putz stehen neben kleinen grauen Schmuddelkindern, die vernachlässigt vor sich hin sterben. Der Häuser-Klassen-Mix ist an den meisten Straßen so bunt wie das Leben in der Stadt. 2. Es gibt überraschend viele schöne alte Häuser aus Gründer- und Jugendstilzeit. Und auch hier sind manche herrlich herausgeputzt mit frischer Farbe, edlem Stuck und wunderschönen Ornamenten. Während die anderen als Aschenputtel mit schmutzig-bröseliger Fassade ein trauriges Mauerblümchen-Dasein fristen.
Voraussetzung für die Teilnahme daran war, dass die Fassaden von Innungsmitgliedern in den vergangenen beiden Jahren renoviert wurden. Meldeten sich 2008 noch 65 Bewerber, waren es in diesem Jahr 45. „Vielleicht, weil das Geld knapper geworden ist“, überlegt Dieter Kusch, der Obermeister der Innung.
Aus den 45 Bewerbern der Kategorie A (Gebäude bis 1930 erbaut) und B (Häuser ab 1930 errichtet) wählten die Innungsmitglieder 17 heiße Kandidaten aus. Und dann hieß es „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer hat die schönste Fassade im ganzen Land“, stopp, in der ganzen Stadt. Eine Jury reiste von Haus zu Haus und verteilte Punkte. Kein leichtes Spiel für die Mitglieder. Denn natürlich fällt bei der gestalterischen Gesamtbewertung eines Hauses auch immer der eigene Geschmack mit in die Waagschale. Ob etwa die Farbe gut zu den übrigen Gebäuden passt - auch da mag es verschiedene Meinungen geben. Klarer zu bewerten ist schon die handwerkliche Ausführung. Dieter Kusch zeigt auf schlecht verputzte Stellen oder angeschlagenen Stuck und sagt: „Das darf nicht sein.“
Stilvolle Eleganz
Am Ende des Tages steht die ungekrönte Königin der Kategorie A fest. „Eine Naturschönheit von Haus“, wie ein Jurymitglied sagt. Es ist das Gebäude an der Wachstraße 18 bis 20 in Styrum. Ein großes Art-Deko-Doppelhaus mit Rundungen an der Fassade. Stilvolle Eleganz. Hellgelb gestrichen. Weiße Fenster. Kleine Spielerei am Rande: Die aufgemalte Hausnummer ist sogar schattiert. Erbaut wurde die Schönheit 1927 von Otto Siepenkothen aus Essen für die Post, Spar- und Baugenossenschaft.
Einfach schön
Als Hofdame der königlichen Art-Deko-Schönheit etabliert sich das Haus an der Westerwaldstraße 1, das den 2. Preis erhält. „Es ist einfach schön gemacht“, sagt Kusch über das imposante Eckhaus. Beige-braun ist es gestrichen. Das Geschäft unten im Gebäude mit den großen Schaufenstern stört die alterslose Schönheit kaum. Na ja, vielleicht ein wenig, aber nicht allzu sehr. Unterm Dach findet sich ein herrliches Detail: „Gesimsbänder sieht man selten in dieser Breite“, sagt Kusch.
Wandmalereien mit Graffit-Schutz
Den 3. Platz belegt schließlich das Haus an der Paul-Reusch-Straße 67 in der Innenstadt. Schlicht ein Schmuckstück. „Es wäre schade, wenn so ein Haus nicht gestrichen wäre“, sagt Kusch. Diese alten Gebäude mit ihrem verspielt-lieblichen Charme und viel Charakter, die schon so viele Generationen kommen und gehen sahen, bereichern das Stadtbild ungemein.
Aber es gibt auch das ganz andere Oberhausen. Das neue, moderne, mitten in der City, die Marktstraße 50. Die Stadt kann viel. Auch Kinder-Comic-Welt sein. Und dafür gab es für die Fassade direkt gegenüber vom Spielplatz einen 1. Preis. „Das war aufwendig zu gestalten“, sagt Kusch über die kunterbunten Szenen aus dem Leben von Kindern. Kusch: „Es passt auch super zum Spielplatz.“ Und die Wandmalerei hat bis zu einer bestimmten Höhe einen Graffiti-Schutz. Sprayen bringt hier also nichts, die Spüh-Farbe ist abwaschbar.
Keine graue Maus
In einem ganz anderen Stadtteil, in Buschhausen, hat ein Stuckateur eine Glanzleistung vollbracht, die prompt auf dem zweiten Platz landet. Ein Doppelhaus ist hier gelb gestrichen. Abgeschrägte graue Einfassungen umranden dunkelbraune Fenster. „Die Abschrägungen bewirken, dass bei den Fenstern kein Schießscharteneindruck entsteht“, sagt Kusch.
Stadtteilrundgang Buschhausen
1/30
Das Haus an der Duisburger Straße 284 schließlich, das auf Platz drei landet, beweist, auch graue Mäuse können was hermachen. Es ist ein Mehrfamilienhaus. „es war mal komplett verklinkert, darüber kam jetzt Putz“, sagt Kusch. Und: „Obwohl es ein schlichtes Haus ist, sieht es gut aus.“
Wärmedämmung
Wobei bei der Renovierung von Häusern in der Regel nicht nur der Gedanke der Schönheit im Vordergrund steht. Wärmedämmung und Energiespar-Möglichkeiten sind natürlich wichtige Aspekte. So kann sich in Häusern mit neuen, luftdichten Fenster, aber mit nicht isolierter Farbe leicht Schimmel ausbreiten.
Doch Sanierungen sind nicht billig. Wer jedoch für eine energiesparende, umweltschonenden Sanierung einen Kredit aufnehmen muss, kann mit geringeren Zinssätzen rechnen, sagt Janine Verbeeten von der Sparkasse und Jury-Mitglied.
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