Oberhausen.

Größer, heller, freundlicher: Durch Mitnutzung der ehemaligen Nachbarwohnung ist die Oberhausener Beratungsstelle von Pro Familia um etwa 60 Quadratmeter gewachsen. Zum Wohl der Mitarbeiter und der „Kunden“.

Situation hat sich entspannt

Endlich gibt es ein vernünftiges Wartezimmer und bereits bei der Anmeldung betreten die Besucher einen freundlichen Wohnraum. „Die Situation hat sich vollkommen entspannt“, sagt Beratungsassistentin Ingrid Thomae, zuständig für die Terminvergabe. Viel angenehmer und intimer können nun auch die Beratungen ablaufen. „Man hat nicht mehr das Gefühl, es könnte etwas nach außen dringen, falls mal etwas lauter gesprochen wird“, sagt Karin Horn, Psychologin und zuständig für Schwangerschaftskonflikt- und Sexualberatung.

Dass man sich gegen einen Umzug und für die Ausdehnung im angestammten Haus an der Bismarckstraße 3 entschloss, erklärt Dr. Christine Gathmann so: „Es ist vorteilhaft, wenn die Adresse gleich bleibt. Wir erleben oft, dass uns Klienten bei Besuchen mit der Schulklasse kennenlernten und sich dann Jahre später, wenn ein Konfliktfall auftritt, daran erinnern und zu uns in die Beratung kommen.“

Höhere Mietkosten

Verbunden ist die Erweiterung leider auch mit höheren Mietkosten. Die sollen durch Sponsoren und dadurch, dass Sexualberatungen für Paare nicht mehr kostenlos sind, ausgeglichen werden. „Beratungen zu sexuellem Missbrauch und Schwangerschaftskonfliktberatungen bleiben natürlich kostenfrei“, betont Diplom-Pädagogin Susanne Kaltwasser. Ohnehin sei geplant, die Beratungskosten dem Einkommen der betroffenen Paare entsprechend angemessen zu gestalten. „Es gilt weiterhin: Jeder soll eine Beratung in Anspruch nehmen können.“

Beim Rückblick auf das Jahr 2011 resümiert Gerlinde Zlotos, dass das Klima Babyboom-feindlich sei. „Sehr viele Ratsuchende würden gern die Verantwortung für ein weiteres Kind übernehmen, aber unsichere Arbeitssituationen und schlecht bezahlte Jobs stehen dagegen.“ Dies gelte ganz besonders für Frauen ohne festen Partner. Die Konsequenz: „Die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche ist bei verheirateten Frauen gleich geblieben, bei allein stehenden Frauen stieg sie sogar an.“

Flut an sexuellen Informationen

Während die heute ältere Generation früher Probleme hatte, überhaupt an sexuelle Informationen zu kommen wird die Jugend heute mit ihnen überflutet. „Das geht nicht spurlos an Heranwachsenden vorbei, auch wenn sie deutlich besser als Erwachsene mit Medien umgehen können“, so Andreas Müller, Diplom-Sozialarbeiter, Sexualpädagoge und Leiter der Beratungsstelle. Professionelle Beratung sei umso wichtiger geworden, weil es gelte, Mythen, Halb- und Falschwissen auszugleichen.

Misshandlungen vorbeugen

2011 hat sich Pro Familia schwerpunktmäßig mit dem Thema „grenzverletzende Jungen“ beschäftigt. Dabei geht es bei Jugendlichen um Auswirkungen des Porno-Konsums im Internet und bei Kindern um Verhaltensweisen, die man früher als „Sandkastenspielchen“ bezeichnete und abtat. „Da sind Eltern, Lehrer und Erzieher viel sensibler geworden“, sagt Susanne Kaltwasser. Hier ist verstärkter Einsatz notwendig, um zu verhindern, dass aus Übergriffen einmal Misshandlungen werden.