Oberhausen. . Ab dem 1. August 2013 haben Eltern von Kleinkindern einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Noch fehlten in Oberhausen allerdings knapp 400 Plätze. Dennoch sieht sich Oberhausen „auf einem guten Weg“, was die U 3-Betreuung angeht.

Die Zeit drängt: Ab dem 1. August 2013 haben Eltern von Kleinkindern einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Rund ein Drittel aller Oberhausener Kinder unter drei Jahren, das haben Befragungen der Eltern ergeben, sollen dann eine Kindertageseinrichtung besuchen oder von einer Tagesmutter betreut werden. Noch fehlten allerdings knapp 400 Plätze, um das Soll zu erfüllen: „Wir können das Angebot nur dann ausbauen, wenn wir weitere Förderungen erhalten. Zuzeit sehe ich das noch nicht sichergestellt“, erklärt Familiendezernent Reinhard Frind.

"Eine Kindertagesstätte ist keine Verwahranstalt"

Weil vielen Kommunen das Geld fehlt, um notwendige Maßnahmen zu finanzieren, sollen ihnen laut Zehn-Punkte-Plan von Familienministerin Kristina Schröder nun zinsgünstige Darlehen der staatlichen Förderbank KfW angeboten werden. „Das ist ein Witz“, sagt Frind im Hinblick auf den Nothaushalt der Stadt. Verschuldete Kommunen bräuchten keine Kredite, sondern Fördermittel. „Der Bund hat festgelegt, dass ein Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz besteht. Jetzt zieht er sich aus der Verantwortung und überlässt sie den Kommunen. Die Kommunen werden im Stich gelassen.“

Der Familiendezernent sähe es gern, wenn die rund 1,2 Milliarden, die demnächst für das Betreuungsgeld ausgegeben werden sollen, in den Ausbau der U3-Betreuung flössen. Von der Idee, übergangsweise bürokratische Standards abzusenken, um mehr Plätze zu schaffen, hält er dagegen wenig. „Eine Kindertagesstätte ist keine Verwahranstalt, sondern eine Bildungseinrichtung“, sagt Frind. Wer auf die Betreuung durch günstige Hilfskräfte und in größeren Gruppen setze, verringere die Qualität. Diese Entscheidung gehe zu Lasten der Kinder. „Mangelhafte frühkindliche Bildung wirkt sich auf das ganze Leben aus. Wer die Standards verringert, verabschiedet sich vom bildungspolitischen Ziel.“

Zehn-Punkte-Plan als „Luftnummer“ kritisiert

Den Zehn-Punkte-Plan hält Klaus Gohlke, Leiter des Kinderpädagogischen Dienstes, für „eine Luftnummer“ – voller verbesserungswürdiger Ideen, aber ohne konkreten Hilfsangebote. Er bemängelt: „Viele Maßnahmen greifen nur kurzfristig, andere gehen in die falsche Richtung.“ Einige Anregungen seien zudem überflüssig: „Wir etwa achten schon jetzt auf unsere Ausgaben. Wir haben schließlich keinen Cent zu verschenken.“

Trotz aller Schwierigkeiten sei Oberhausen, was die Einrichtung der Betreuungsplätze betrifft, „auf einem guten Weg“. Während 2009 in Oberhausen nur knapp sechs Prozent aller unter Dreijährigen betreut werden konnten, seien inzwischen Plätze für ein Viertel der Kinder gesichert. Die Hoffnung, dass im August 2013 die geforderten Anzahl an Plätze vorhanden ist, will Gohlke noch nicht aufgeben: „Es wird aber knapp und es sind weitere Förderungen nötig.“ Wichtig sei, dass die Finanzierungslücke bald geschlossen werde und zeitnah Geld fließe: „Man kann die Maßnahmen schließlich nicht von heute auf morgen umsetzen“. Selbst, wenn man das vorläufige Ziel bis zum August 2013 erfüllen könnte, wolle man sich nicht zurücklehnen. „Wir müssen schauen, wie sich der Bedarf an Betreuungsplätzen weiter entwickelt und entsprechend reagieren.“

Zahlen und Fakten

Im August 2013 sollen für Kinder unter drei Jahren 1217 Betreuungsplätze zur Verfügung stehen – 717 in Kindertageseinrichtungen und 500 in der Tagespflege. Im kommenden Kindergartenjahr 2012/13 sollen es 592 Kitaplätze und 421 Plätze bei Tageseltern sein