Oberhausen. .
Die Pfälzer Wurzeln erkennt man bei den Königshardtern nicht mehr. Niemand babbelt hessisch, einige können sich „op Platt“ verständigen. Doch die sind die Ausnahme in einem Ortsteil, „der sich zurzeit verdoppelt“, sagt Ulrich Real, Vorsitzender der Königshardter Interessengemeinschaft (KIG).
Während die ersten Siedler der Haardt vornehmlich aus der Pfalz kamen, ist der Ortsteil heute Zuzugsort für Menschen aus der gesamten Umgebung. Ulrich Real führt zu den vielen neuen Siedlungen, die im Stadtteil entstanden sind. Wie etwa die am Johannes-Roll-Weg, wo sich neue Häuschen aus grauem Backstein aneinanderschmiegen. Der Straßenname schlägt die Brücke zur Vergangenheit: Johannes Roll war Lehrer ander Königshardter Volksschule, die einst an dieser Stelle stand.
Verkehrschaos am Supermarkt
Ulrich Real ist überzeugter Königshardter, Stolpersteine sieht er etwa vor dem Rewe-Kramer Markt am Kreisverkehr: „Seit fünf Jahren bemühen wir uns, dass der Bebauungsplan geändert wird, damit die geplante Erweiterung von Rewe möglich wird und andere Verkehrsflüsse eingerichtet werden können.“ Zu bestimmten Zeiten herrsche Verkehrschaos, weil Linksabbieger nicht vom Fleck kämen.
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Der Pleitegeier hat auch vor Königshardt nicht Halt gemacht: Das Gelände der GHH Bau an der Kirchhellener Straße steht leer, die Insolvenz ist angemeldet. Ein riesiges Areal. Real: „Das hat Entwicklungspotenzial. Hier könnte Gewerbe und Handwerk entstehen.“
Nicht amüsiert ist der Pädagoge vom letzten Baumschnitt an den Autobahnen rund um die Haardt: „Seither ist bei uns der Lärm viel lauter.“
Naturverbundenheit
Man lebe naturverbunden auf der Haardt, sagt Real, ist schnell mit dem Rad oder zu Fuß im Wald. „Es gibt viele Vereine , in denen man Gesellschaft findet. Die Notnachbarschaft gibt es genauso wie in Schmachtendorf. Sie funktioniert übrigens auch, wenn mal das Bier ausgegangen ist.“
Stadtteilrundgang Köngishardt
Doch nicht allen Vereinen gehe es gut. Der Wander- und Heimatverein „Frisch-Auf“ Sterkrade-Nord kämpfe ums Überleben – und ums Vereinsheim Am Ullestatt, das er von der Stadt angemietet hat. Diese würde das Gelände an der Neukölner Straße lieber vermarkten, sagt Real. „Die Tochter des Vorsitzenden versucht mit Inline-Skater-Angeboten den Verein für Jüngere attraktiver zu machen.“ Ulrich Real hofft, dass das gelingt.
Oberhausen-Nord - Stabiler Arbeitsmarkt auf der Haardt
Gelungen sei es, auf der Haardt einen stabilen Arbeitsmarkt zu etablieren: „Wir haben klein- und mittelständische Betriebe, die auch ausbilden.“ Die Firma Lenord und Bauer habe Königshardt in der Welt bekannt gemacht.
Die Nahversorgung funktioniere – Lebensmittel, Ärzte, Händler mit Wurst, Obst und Gemüse und vieles mehr: „Es gibt auch einen Bringservice für Bürger, die nicht mehr selbst einkaufen können.“ Noch mische sich die Bevölkerungsstruktur: „Aber der demografische Wandel macht auch vor uns nicht Halt.“
Alter Bauernkotten verfällt
Neue SeiteDie Mischung von Natur und Geselligkeit mache das Lebensgefühl der Königshardter aus, sagt der 54-Jährige und zeigt eine Idylle an der Ebersbachstraße. Dort steht Hugos Hof, ein alter Bauernkotten, den die KIG unter Denkmalschutz gestellt und als Heimatmuseum und Café genutzt hätte: „Das Denkmalamt hat abgelehnt, weil es jüngere Anbauten gab. Nun verfällt das Gebäude.“
Der Rundgang endet, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen – am Ende der Kleekampsiedlung. „Hier gibt es noch Moor-Böcke“, verrät Ulrich Real, „die erkennt man am dunkleren Geweih. Es gibt Rebhühner, Fasane, Füchse.“ Real hofft, dass das so bleibt, trotz des begrüßten Zuzugs von Neu-Königshardtern: „Wir sind froh, wenn nicht jedes Grundstück bebaut wird.“
Königshardt in Zahlen
Acht pfälzische Gründerfamilien siedelten sich im 18. Jahrhundert auf dem Gebiet des heutigen Königshardt an. Von den aktuell 7667 Anwohnern ist jeder Fünfte jünger als 25 Jahre, etwa jeder Vierte hingegen 65 Jahre oder älter. Königshardter sind mehrheitlich katholischer Konfession (46 Prozent). Die Arbeitslosenquote ist mit 2,8 Prozent die niedrigste im Norden. Rund 8 Prozent der Königshardter haben keinen deutschen Pass. Als Wohngebiet ist Königshardt äußerst beliebt – vor allem unter den Oberhausenern: 2011 sind mehr Bürger (68) nach Königshardt gezogen als die Haardt zugunsten eines anderen Stadtteil verlassen haben.