Oberhausen.

Die Jugend- und Sozialarbeit in Osterfeld sieht schweren Zeiten entgegen: 38 Projekte, die zum Teil jahrelang im Stadtteil verankert waren, strich das Jugendamt nun auf weniger als die Hälfte zusammen. Auf der Streichliste stehen etwa interkulturelle Jugendsportgruppen, Schulwechsel-Betreuung, Frauentreff und der Zirko Zampano. Die Stadt verspricht sich davon die Einsparung eines sechsstelligen Betrags. Der verordnete harte Sparkurs trifft eines der kinder- und migrantenreichsten Quartiere Oberhausens.

Überraschende Entscheidung

Nicht nur darüber sind betroffene Projekt-Gruppen und Eltern entsetzt, sondern auch über die für sie überraschende Entscheidung: „Viele Honorarkräfte, die über Jahre hin Stadtteil-Projekte aufgebaut haben, haben von heute auf morgen keine Stelle mehr“, sagt eine betroffene Frau, die über viele Jahre Hausaufgaben-Hilfe gab. „Ich habe ganze Schulleben betreut, von der Kita bis zur 10. Klasse.“ Ihr sei nicht einmal mehr Zeit gegeben worden, sich von den Kindern zu verabschieden.

Besonders betroffen sind ebenfalls Gruppen, die erst vor anderthalb Jahren vom Haus Bahnhof Osterfeld Nord (BON) zum Projekthaus an die Gutestraße verlegt wurden. Dort verloren alle Projekte ihre Honorarkräfte.

Zäsur kündigte sich an

Für Osterfeld bedeutet der aktuelle Griff zum Rotstift eine heftige Zäsur. Sie kündigte sich aber schon vor zwei Jahren an: 2010 beschloss die Stadt die Kosten für so genannte präventive Projekte in Stadtquartieren auf eine Million Euro zu deckeln. Je 100 000 Euro flossen in sechs Sozialräume, etwa Osterfeld, Sterkrade, Alstaden, Mitte und Ost. 400.000 Euro hielt man für stadtübergreifende Aufgaben vor, erläutert Björn Ladeur, Stellvertretender Fachbereichsleiter im Kinder- und Jugendamt: „Wir haben mit dem jetzigen Aufschrei gerechnet, aber die Kostenbremse mussten wir ziehen.“

Manche Angebote fielen dem Rotstift zum Opfer, weil etwa eine Einrichtung bereits auf anderen Wegen unterstützt wird: „Die Kurbel zum Beispiel erhält 10 Prozent mehr Geld, um Jugendarbeit durchzuführen“, so Ladeur. Ziel sei es aber, Projekte auf eigene Beine zu stellen oder anderweitig zu finanzieren.

Sparen sei bei Jugend- und Sozialprojekten lange Zeit nicht angesagt gewesen, und Osterfeld – so Ladeur – soll davon in den Jahren zuvor über die Maßen profitiert haben. 37 Gruppen wurden hier aus dem städtischen Topf bezahlt – es flossen 250 000 Euro. Zu einem Teil auch in zu teure Projekte, räumt der stellvertretende Bereichsleiter ein. Im Vergleich: In Sterkrade waren es 25 Projekte, in Mitte/Styrum 16 und 11 in Oberhausen-Ost.

Andere Geldgeber suchen

Obwohl Ladeur durchaus einen besonderen Bedarf für Osterfeld sieht, der die Vielfalt der Angebote gerechtfertigt hat – denn hier gebe es sonst keinen Anbieter für offene Jugendarbeit –, sagt er auch: „Manche Gruppen existieren seit Ende der 90er Jahre“, eine gewisse Selbstverständlichkeit habe sich daher etabliert. Die Zeiten seien aber andere geworden.

Eine solche „Selbstverständlichkeit“ sehen Honorarkräfte hingegen nicht: „Wir haben die Wichtigkeit unserer Projekte in der Evaluation dargelegt“, widerspricht eine Frau, „aber wir dachten, es geht darum, eine Perspektive für die Zukunft zu finden.“ Eine solche soll es auch geben, versichert Ladeur, nur nicht immer mit Geldern der Stadt. Die Hausaufgabenhilfe soll weiterhin bis zum 31.12. gefördert werden, versichert er, obwohl sie eigentlich von der Schule geleistet werden müsste.

Grundsätzlich will das Jugendamt versuchen, andere Geldquellen aufzutun, Synergien mit anderen nicht-städtischen Einrichtungen zu finden, um Projekte zu erhalten. Das betrifft gerade auch den Zirko Zampano, dessen Fortbestand derzeit noch auf der Kippe steht. „Das Teure ist die Zeltwoche in der die Jugendlichen ihre Kunststücke zeigen“, so Ladeur. Dafür sei man bereits im Gespräch mit Sponsoren. Denn die Woche allein kostet etwa 30.000 Euro.

Keine Kürzungen bei Awo-Arbeit im Stadtbezirk

Der Rotstift ist an der Awo-Stelle in der Kampstraße vorbeigegangen: Alle vier Projekte – Hausaufgabenhilfe, Jugendarbeit, Kindergruppe und Kleinkindergruppe – bleiben erhalten. Uwe Beier ist verantwortlich für die Awo-Arbeit in Osterfeld: „Wir helfen Jugendlichen, die aus verschiedenen Gründen beeinträchtigt sind. Wir arbeiten dafür eng zusammen mit den Schulen und dem Regionalteam in Osterfeld, leisten viel Elternarbeit.“

Die Stellen einiger Awo-Mitarbeiter werden nicht allein von der Stadt, sondern über verschiedene Fördertöpfe finanziert. So auch jene an der Kampstraße. Beier räumt ein: Ohne die Aufträge der Stadt müsste die Awo manche Stellen streichen. Das schafft Konkurrenz unter den Wohlfahrtsverbänden, „es gibt in Oberhausen aber kein Hauen und Stechen“, so Beier.

Sparen wolle überlegt sein: Denn die Streichungen fielen zum Teil auf die Stadt zurück, die bestimmte Pflicht-Aufgaben übernehmen müsse. „Man kann dumm sparen – und man kann intelligent sparen“, glaubt Beier. In Osterfeld habe die Stadt intelligent gespart, „auch wenn die von den Streichungen Betroffenen das sicher anders sehen werden“, räumt Beier ein. Die Akteure hätten den Rotstift aber nach „bestem Gewissen“ angesetzt.