Oberhausen. .

Von der Lage her ist sie nicht gerade begünstigt, kann insofern kaum auf „Laufkundschaft“ hoffen: „Für uns entscheiden sich die Leute ganz bewusst“, sagt Stefan Wiesel über die Jugendkirche Tabgha in Buschhausen. Und das seit mittlerweile zwölf Jahren schon.

Die Jugendlichen sind inzwischen andere, das besondere Angebot für junge Suchende ist geblieben. In einer Zeit, in der die Jugendseelsorge im Bistum Essen wieder vor neuen Herausforderungen steht – erst in diesem Monat hat der Bischof erklärt, zukünftig mangels Masse keine Kreis- und Stadtjugendseelsorger mehr ernennen zu können – sprachen wir mit Stefan Wiesel (38), Stadtjugendseelsorger und Leiter der Jugendkirche Tabgha, die im Zukunftskonzept der Jugendarbeit im Bistum eine besondere Rolle einnehmen soll.

Anlaufstelle für Teenager

Während so manche frühere Jugendkirche inzwischen mit ihren Besuchern gealtert und zur „junge-Erwachsenen-Kirche“ geworden ist, ist die Kirche an der Fichtestraße weiter Anlaufstelle auch für viele Teenager: „Wir haben einen Großteil schulpastorale Angebote, machen etwa zweimal im Jahr so genannte „Erlebnisausstellungen“, die dann häufig von Schulklassen, Religionskursen oder Firmgruppen besucht werden“, erzählt Wiesel.

Letzten Herbst etwa, bei der Ausstellung „Leb-los“ zum Thema Tod und Sterben habe man den Ansturm auf Gruppenführungen kaum bewältigen können. Über solche Projekte bekomme man auch Kontakt zu Jugendlichen, die sonst keine innere Nähe zu Kirche und Glaubensthemen haben.

Auch denen könne man auf diese Weise ein Angebot machen, schließlich wolle man nicht nur die sowieso schon kirchlich sozialisierten Jugendlichen ansprechen: „Aber es geht uns dabei nicht um Gemeindebildung, nicht um Rekrutierung oder Vereinnahmung“, stellt Wiesel klar: „Uns geht’s vielmehr um die Grundidee von Tabgha“ (dem biblischen Ort der wunderbaren Brotvermehrung aus fünf Broten und zwei Fischen): „Wenn jeder nur ein bisschen einbringt, kann ein kleines Wunder geschehen.“ Die einladende Grundhaltung mache die Jugendkirche aus: „Was jeder dann daraus macht, muss er selbst sehen. Die 5000, die die wundersame Brotvermehrung miterlebt haben, sind sicher auch nicht alle katholisch geworden“, sagt der Kirchenmann lachend.

Ein Ort zum Auftanken

Deshalb sei auch nicht so sehr die Zahl der Jugendlichen entscheidend, die allwöchentlich zu den CU-Jugendgottesdiensten am frühen Sonntagabend kommen – mal sind’s 30, mal 70. „Denen müssen wir die Möglichkeit bieten, gemeinsam mit anderen jungen Leuten Eucharistie zu feiern , die auch das Bedürfnis nach Spiritualität haben.“ Ihnen und allen anderen Besuchern, wolle man eine Art spirituelle Tankstelle sein, ein Ort, an dem sie auftanken können.

Diesen besonderen Charakter hat man im Bistum Essen über die Jahre wahrgenommen und schätzen gelernt. Nicht von ungefähr wird die Oberhausener Kirche künftig eine herausgehobene Stelle auf der strategischen Landkarte des Bistums markieren – als einer von fünf „jugendpastoralen Handlungsorten“, die über ihre Stadtgrenzen hinaus wirken sollen.

Dazu werden die fünf „jugendseelsorglichen Leuchttürme“ in besonderer Weise personell ausgestattet: „Wir werden zum 1. August eine weitere Jugendreferentin hinzubekommen“, freut sich Wiesel. Dann gibt es drei Hauptamtliche an der „Tankstelle“: den Stadtjugendpfarrer und zwei Jugendreferentinnen. Hinzu kommen ein Zivi ein FSJler, Honorarkräfte und Ehrenamtliche.

Das mit der Strahlkraft über die Stadtgrenzen hinaus scheint übrigens auch jetzt schon ganz gut zu funktionieren: „Wir haben erst letzte Tage eine Anfrage aus Bozen/Brixen bekommen: Die wollen dort auch eine Jugendkirche gründen.“