Oberhausen. .

Der Barmer GEK Zahnreport kommt zu einem erschreckenden Ergebnis: „Zwei von drei Kindern zwischen zweieinhalb und sechs Jahren verpassen die individuellen Früherkennungsuntersuchungen.“ Nur 31 Prozent der unter Sechsjährigen nähmen an der Zahnprophylaxe beim Zahnarzt teil. Das Schreckgespenst Karies geht um. Gehören auch die kleinen Oberhausener zu den Zahnarzt-Muffeln?

Dietmar Zehenter, Bezirkgeschäftsführer der Barmer, sagt: „Fünf Prozent der Kinder nehmen die individuellen Früherkennungsuntersuchungen hier nicht in Anspruch.“ Damit liege Oberhausen im Bundesdurchschnitt. Der Stadt bleibt also ein Negativ-Superlativ erspart.

Kein Negativ-Superlativ

AOK-Regionaldirektor Hans-Werner Stratmann ergänzt: „Aktuell sind 57 Prozent der Kinder kariesfrei.“ Das sei nicht schlecht. „Aber natürlich“, so Stratmann, „streben wir 60, 70 oder sogar 80 Prozent an.“

Neben den individuellen Frühererkennungsuntersuchungen gibt es in Oberhausen noch ein anderes Instrument der Kontrolle. Dr. Ursula Nechita, leitende Jugendzahnärztin, kennt gewissermaßen den „Biss“ der Kinder der Stadt und die Prophylaxe-Arbeit.

„Unsere Zielgruppe sind 16 000 Kinder“, sagt sie über über den Zahnmedizinischen Dienst der Stadt, der eng mit dem Arbeitskreis Zahnmedizinische Prophylaxe Oberhausen, mit Krankenkassen oder niedergelassenen Zahnärzten, zusammenarbeitet. „Wir machen eine Gruppenprophylaxe in allen Kindergärten, Grund- und Förderschulen sowie in den 5. und 6. Klassen von Haupt- und Gesamtschulen“, berichtet die Leiterin des Zahnärztlichen Dienstes.

"Das Problem sind die Kinder, die nicht in den Kindergarten gehen“

„In den Kindertagesstätten erreichen wir 75 Prozent der Kinder“, sagt Nechita. In den Schulen sind es allerdings schon 95 Prozent, weil die Kinder dort seltener fehlen. Da aber alle Einrichtungen auch nicht nur einmal im Jahr besucht werden, ist die Chance immer groß, ein Kind, das bei einer Untersuchung nicht dabei sein konnte, bei einem weiteren Besuch doch noch anzutreffen. So werden dann doch fast alle erreicht. „Das Problem sind die Kinder, die nicht in den Kindergarten gehen“, verdeutlicht die Zahnärztin.

Diesen Kindern entgeht dann die Basisprophylaxe. Und wenn ihre Eltern nicht auf das Gebiss der Kleinen achten: „Schäden am Milchgebiss können Schäden an den bleibenden Zähnen zur Folge haben“, warnt die Ärztin. Den, der bei der Prophylaxe dabei ist, erwartet folgender Service: eine zahnärztliche Untersuchung, eine Ernährungsberatung, Tipps in Theorie und Praxis zu allem, was mit Mundhygiene zu tun hat sowie eine Zahnschmelzhärtung mit Fluoriden.

"Wir richten uns nach dem Bedarf"

Richtig gute Erfolge konnte man fünf Jahre nach Start des Programms verbuchen, das seit 20 Jahren läuft. Nechita: „Damals ist das Auftreten von Karies um 54 Prozent gesunken.“ Seitdem blieb der Stand in etwa gleich.

Traurig wieder mal: „Kinder mit unglaublich schlechten Zähnen kommen in der Regel aus bedürftigen Familien“, sagt die Ärztin. Und diese Kinder finden sich eher an Haupt- und Förderschulen als an Realschulen oder Gymnasien. Weshalb auch die 5. und 6. Klassen nur der ersteren beiden weiterführenden Schulformen besucht werden. „Wir richten uns nach dem Bedarf“, erläutert Nechita.

Die Ärztin setzt künftig darauf, dass immer mehr unter Dreijährige in Kindertagesstätten betreut werden. So erreiche man weitere Kinder. Und: „Kinder putzen unheimlich gerne ihre Zähne. Aber sie brauchen dabei Hilfe von Erwachsenen.“ Drei- Vier- manchmal auch Fünfjährige schafften es noch nicht, alleine alle Zähne gründlich mit der Zahnbürste zu bearbeiten.