Oberhausen.
Die Geschichte mit den Rosen hat der türkische Kulturverein Atib Oberhausen akzeptiert: Zum Geburtstag des Propheten Mohammed beantragte Atib vor kurzem beim Integrationsrat eine Förderung der Feier.
Der 2350-Euro Antrag sah allein 600 Euro für Rosen vor. Er platzte aber, „weil der Rat rein religiöse Veranstaltungen nicht unterstützt“, stellt Ercan Telli, Geschäftsführer des Integrationsrates klar. „Das ist kein Problem“, zeigt der Vorsitzende Hidayet Kavasoglu Einsicht.
Wir gehören nach Europa
Was den Moscheeverein Atib Osmanli Camii mehr besorgt: Immer wieder wird er in Verbindung mit den rechtsextremen türkisch-nationalen „Grauen Wölfen“ gebracht. Tatsächlich spaltete sich die Avrupa Türk-İslam Birliği (ATİB) oder auch „Union der Türkisch-Islamischen Kulturvereine in Europa“ in den 1980er Jahren von den radikalen Wölfen ab. Fast ebenso lange – seit 1987 – gibt es den Oberhausener Atib-Verein.
„Wir gehören zu Europa“, distanziert sich Hidayet Kavasoglu von türkisch-nationalistischen Extrempositionen, „und wir gehören keiner Partei an.“ Sein Stellvertreter Hasan Elçi ergänzt: „Wir leben hier und müssen uns integrieren – das sind die klaren Unterschiede zu den Wölfen.“
Warum hält sich dieser Ruf so hartnäckig, dass das NRW-Innenministerium noch vor sechs Jahren die Atib als Teil der radikalen Ülkücü-Bewegung sah, die „den Islam als prägendes Leitmotiv betont“? „Darunter leiden wir auch“, sagt Kavasoglu, „wir fragen uns: Mit welchem Ziel werden solche Aussagen gemacht?“ Der Vorstand vermutet politische Interessen, 2006 hatte NRW eine schwarz-gelbe Landesregierung.
Seit der Islam durch radikale Salafisten wieder in den Negativ-Schlagzeilen steht, ist das Misstrauen gegenüber muslimischen Vereinen spürbar. Die Atib in Oberhausen bemüht sich um Abgrenzung: Die kulturelle Identität und das Brauchtum pflegen, ohne dabei national oder gar radikal zu sein, das sei hingegen das Ziel, so Kavasoglu.
Fußball, Tanz, Theater
138 Mitglieder hat der Verein, der sich damals an der Liebknechtstraße gründete und vor vier Jahren in den ehemaligen Lidl an der Brücktorstraße 137 zog. Aus Platzgründen. Denn hier steht dem Verein 450 qm und ein 1200 qm großes Grundstück zur Verfügung. Drinnen gibt es einen großen Gebetsraum, einen Versammlungsraum und ein Lokal mit Billard, Kicker und kleiner Bibliothek. „Wir machen Jugendangebote wie Fußball, Tanz, Theater AG und Partys“, zählt der Vorstand auf.
Ein Problem: Transparenz
In Kooperation mit der Ruhrwerkstatt unterstützt man das Generationenhaus „Alte Heid“ oder macht mit beim Sommerfest im Knappenviertel. An der Brücktorstraße lädt man ein zum Ramadan-Fest. Allerdings, bedauert Kavasoglu, die Deutschen reagierten zögerlich, obwohl das Vereinshaus offen stehe, kämen wenige Gäste. Ein Problem: die Transparenz, räumt er ein. Informationen über den Atib-Verein gibt es nur auf Türkisch. Der Vorstand gelobt Besserung.