150 Jahre feiert Oberhausen in diesem Jahr, 250-jährigen Geburtstag Schmachtendorf - vor drei, vier Generationen also bestand das Stadtgebiet Oberhausen aus nicht viel mehr als aus Heide, Sümpfen, Wäldern und ein paar Bauernhäusern. Fast alle Menschen, die heute hier leben, entstammen aus zugewanderten Familien, haben einen Migrationshintergrund. Das Ruhrgebiet hat eine lange Tradition, Fremde mit direkter Ansprache, Freundlichkeit, großer Toleranz und Gelassenheit aufzunehmen und zu integrieren - das Ruhrgebiet ist Deutschlands wahrer Schmelztiegel.
Gleichwohl bedeutet die seit den 60er Jahren erfolgte Zuwanderung von einer bedeutenden Zahl gläubiger Menschen der dritten großen Weltreligion, dem Islam, einen Einschnitt für ein Land, das eine nachhaltige christlich-jüdische Tradition hat. Lange ist von den politisch verantwortlichen Gruppen in diesem Land ignoriert worden, dass sich daraus eine Fülle von Fragen und Alltagsproblemen im Zusammenleben ergeben, die angegangen werden müssen: Die Linken ignorierten im Multikulti-Rausch jede Schwierigkeit, die sich ergibt, wenn kulturell verschiedene Lebenswelten aufeinandertreffen; die Konservativen ignorierten bis in dieses Jahrhundert hinein, dass Deutschland längst zum Einwanderungsland geworden ist und taten so, als ob alle Zugewanderten in ihre Heimat zurückkehren würden
Ignoriert und tabuisiert
Viele Themen wurden lange Zeit ignoriert oder gar tabuisiert - sogar die selbstverständliche Tatsache, dass man als Neubürger in Deutschland deutsch lernen sollte, weil man sich sonst eben nicht verständigen kann. Das hat sich zum Glück geändert. Dass Muslime ihren Glauben nicht mehr nur in Hinterhöfen praktizieren, sondern sich in weit sichtbaren architektonisch vorzeigbaren Moscheen mit künstlerisch gestalteten Minaretten treffen wollen, ist zu begrüßen: Der Islam gehört heute zu Deutschland, er ist ein Teil Deutschlands und er bereichert Deutschland. Im Unterschied zu einigen Heimatländern der Zuwanderer ist das Menschenrecht auf freie Religionsausübung bei uns gelebte Realität - und darauf können wir stolz sein.
Und dennoch kann man durchaus nachvollziehen, wenn sich bei nicht wenigen Menschen ein mulmiges Gefühl einstellt in Zeiten, in denen christliche Kirchen abgerissen und islamische Gotteshäuser errichtet werden. In Oberhausen entstehen derzeit zwei neue Moscheen mit Kuppel und Minarett. Das ist für viele Einheimische immer noch ein sehr fremder Anblick, zumal wenn streng vermummte Frauen und Männer mit Gebetsmützen die Moscheen betreten. Man darf die Bedenken, vielleicht auch Ängste, der Bürger nicht leichtfertig abtun, sie gar in eine ausländerfeindliche Ecke stellen, sondern muss diesen mit Transparenz und Erklärungen begegnen. Hier haben insbesondere die Moscheevereine und die Imame eine Bringschuld.
Fundamentalistische Umtriebe darf dieser Staat nicht dulden
Zugleich müssen wir aber auch deutlich machen, dass Toleranz nicht Gleichgültigkeit bedeutet. Fundamentalistische Umtriebe, die Menschen- und Verfassungsrechte von Bürgern verletzen, darf dieser Staat nicht dulden, auch nicht, wenn sie unter dem Deckmantel der Religionsfreiheit erfolgen: die Unterdrückung von Frauen, die Manipulation von Kindern in sogenannten Koranschulen, Hetze gegenüber Andersgläubigen.
Wer die Werte und Regeln des Grundgesetzes beachtet und respektiert, ist herzlich willkommen. Wer dafür nur Spott übrig hat und die Menschenrechte mit Füßen tritt, sollte sich überlegen, ob Deutschland wirklich sein Heimatland werden soll.
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