Oberhausen.

Die einen kamen der Liebe wegen, die anderen, weil sie in ihrem Geburtsland nicht mehr glücklich waren, und – ja – für manche spielte auch die Chance auf ein finanziell besseres Leben eine Rolle. Und doch: Sie alle haben inzwischen in Deutschland, in Oberhausen ihre Heimat gefunden. Gestern sagten sie im Rathaus „ja“ zur deutschen Staatsbürgerschaft bei der ersten Einbürgerungsfeier der Stadt.

Kuchen und Klassik

Etwas Kuchen, Klassik und laminierte Wegweiser „Zur Einbürgerungsfeier“: Das mag als Event unspektakulär klingen, es könnte dennoch der Anfang einer Erfolgsgeschichte werden. „Ich dachte, ich müsste zu dem Anlass vielleicht etwas singen“, meint der 28-jährige Ben Asiedu Abuaku gut gelaunt. Die deutsche Nationalhymne vielleicht. Vorbereitet war er jedenfalls. Vielleicht beim nächsten Mal.

Für die musikalische Ausrichtung sorgte aber die städtische Musikschule mit einem jungen Pianisten und einer jungen Cellistin, die beide offensichtlich einen Migrationshintergrund haben. Die Musikauswahl wirkte etwas getragen, aber an die melancholische deutsche Seele haben sich die meisten der 64 Menschen, deren Staatsbürgerschaft in den vergangenen Monaten bewilligt wurde, wohl längst gewöhnt.

Denn viele leben schon lange hier: „Ich bin hier geboren“, sagt die Libanesin Sausan Aziz (19). Nach so langer Zeit war ihr die Staatsbürgerschaft wichtig, „aus dem Gefühl heraus“. Ähnlich lang lebt Mary Ewemen aus Nigeria schon in Oberhausen. Erst kam ihr Mann und fand hier Arbeit, dann folgte sie. „Deutschland ist mein Zuhause. Wenn ich in Nigeria bin, habe ich Heimweh.“ Heute ist aber ihre Tochter Aishat (25) im Mittelpunkt, sie wird Deutsche.

Im Land des Grundgesetzes

„Ich erkläre feierlich, dass ich das Grundgesetz und die Gesetze der Bundesrepublik achte und alles unterlasse, was ihr schaden könnte...“ Man könnte sich ein freudigeres Bekenntnis zur Heimat der Dichter und Denker vorstellen als „The Land of the Grundgesetz“, aber so lautet es nun einmal. Abgeschreckt hat der Text offenbar keinen: 90 Prozent der Neubürger folgten der Einladung und kamen oft gleich mit der ganzen Familie in den Ratssaal.

Gute und schlechte Erfahrungen

Warum werden sie Deutsche, warum Deutscher? Abdelhafid Bertit knüpft viele Erwartungen an diesen Schritt: die Hoffnung auf einen neuen Job etwa, dass er von Deutschen anders behandelt werde, wenn er eingebürgert ist. „Wenn ich mein Herz ausschütten würde“, deutet er nur an. Mary Ewemen hat dagegen wegen ihrer Hautfarbe keine schlechten Erfahrungen gemacht: „Die kann man überall machen“, winkt sie ab. Ben Asiedu Abuaku aus Ghana folgte vor etwa elf Jahren seinem Vater Daniel. Der arbeitete bereits in Oberhausen als Krankenpfleger. „Ich war auf der Suche nach einem besseren Leben“, sagt auch Ben Asiedu. Er lernte Deutsch, ging auf die Gesamtschule Osterfeld, schloss seine Ausbildung als Teilezurichter ab. Fand eine Arbeit. Ein wenig stolz zeigt er seine Freundin und seine Tochter – die Ziele erreicht, die Staatsbürgerschaft fehlte noch zum Glück.

„Wir freuen uns, dass sie sich für die deutsche Staatsbürgerschaft entschieden haben“, begrüßt Oberbürgermeister Klaus Wehling indes die Menschen. „Niemand verlangt, dass sie ihre Wurzeln vergessen oder auf ihre Kultur und ihre Religion verzichten.“ Harmonisch ging die erste Einbürgerungsfeier nach rund anderthalb Stunden zuende, die so lange in der Diskussion stand. Für die Neubürger und die Stadt ein Gewinn.