Oberhausen. .
In Hamburg gibt es bereits eines, in Essen laufen die Planungen auf Hochtouren, in Düsseldorf ebenfalls: Um international wettbewerbsfähig zu bleiben, wollen immer mehr Städte ein Welcome Center für Neubürger. Und Oberhausen? Konkrete Planungen gebe es derzeit nicht, sagt Stadtsprecher Martin Berger.
Petra Weyland-Frisch von der städtischen Wirtschaftsförderung aber kann sich durchaus eine „Light-Version“ vorstellen.
„Das Hamburger Welcome Center ist der erste Anlaufpunkt für Neubürger aus dem In- und Ausland“, weiß Stadtsprecher Martin Berger, „und geht damit weit über das Thema Migration hinaus“.
Eine freiwillige Aufgabe
Da es sich dabei – im Kern – um eine freiwillige Aufgabe handele, wäre ein solches Vorhaben vor dem Hintergrund der Haushaltssituation nicht umsetzbar, betont Berger. Ungeachtet dessen bemühe sich die Stadt aber intensiv darum, die Willkommenskultur in Oberhausen zu verbessern. „Wir arbeiten eng mit den Nachbarstädten in der Metropole Ruhr zusammen.“
Der Jugendmigrationsdienst Oberhausen (JMD) unterstütze unter anderem neu zugewanderte junge Menschen bei der sprachlichen, schulischen, beruflichen und sozialen Eingliederung durch ein individuelles Fallmanagement. „Für Erwachsene bieten etwa Caritas und AWO eine Migrationserstberatung an“, erläutert Berger weiter.
Petra Weyland-Frisch von der Wirtschaftsförderung Oberhausen zeigt sich von der Hamburger Einrichtung beeindruckt. „Da kümmern sich zehn Leute darum, dass Neubürger unbürokratisch rasche Informationen zu allen Themen von A wie Ausbildung bis Z wie Zahnarzt erhalten – das ist doch ein toller Service.“
Ein Welcome Center für Oberhausen hält aber auch Weyland-Frisch für unrealistisch. Andererseits weiß sie, wie wichtig es ist, auswärtigen Unternehmern und Mitarbeitern den Boden zu ebnen. „Wir haben hier zum Beispiel ein koreanisches Unternehmen, das seinen Sitz von Marl nach Oberhausen verlagert“, berichtet die Wirtschaftsförderin. Als die Firma Richtfest feiern wollte, vermittelte die Wirtschaftsförderung den Kontakt zur Presse, schickte Zeitungsausgaben nach Marl. „Die waren total dankbar.“ Denn auch, wenn so etwas auf den ersten Blick banal erscheinen mag – „die Suche nach den passenden Ansprechpartnern nimmt viel Zeit in Anspruch“, so Weyland-Frisch.
Denkbar sei für sie deshalb, dass die Wirtschaftsförderung durch die Beantwortung der 50 brennendsten Fragen von Neuzugezogenen (siehe Zweittext) so etwas wie eine Lotsenfunktion übernehme. „In großen Betrieben bekommen neue Mitarbeiter, die aus einer anderen Stadt zuziehen, einen Mentor an die Seite gestellt, der zum Beispiel eine internationale Schule für den Nachwuchs sucht“, erläutert Weyland-Frisch. Sie ergänzt: „Kleinere Betriebe können sich so etwas nicht leisten, da könnte ein solches Info-Paket schon sehr hilfreich sein.“
„Wir brauchen uns nicht zu verstecken“, sagt Petra Weyland-Frisch mit Blick auf die rund 100 Veranstaltungen, die die städtische Wirtschaftsförderung allein in diesem Jahr für Neugründer anbietet. Darunter Themen wie: Jungunternehmer in der Startphase, Rentenversicherung für Selbstständige, Kranken- und Sozialversicherung, Buchführung für Existenzgründer.
Bei einer Gründung sei es längst nicht mit der Gewerbeanmeldung getan. „Wir beraten und unterstützen ausführlich – im Vorfeld und bis zu fünf Jahre danach“, so Weyland-Frisch. Denn oft ergibt sich: „Wenn die ersten Steuerzahlungen fällig werden, wird es schnell eng mit der Liquidität.“ Deshalb sei es so wichtig, die neu gegründete Firma auf möglichst breite Füße zu stellen.
„Viele nehmen unsere Angebote auch dankbar an und besuchen jahrelang unsere Veranstaltungen und Messen“, sagt die Wirtschaftsförderin. Im Jahr 2011 gab es in Oberhausen übrigens 2058 Gewerbeanmeldungen und 2438 -abmeldungen. Gemeldete Betriebe in diesem Zeitraum insgesamt: 14 430. Und Ummeldungen: 800. Natürlich unterstützt die städtische Wirtschaftsförderung genauso auch Firmengründer mit Migrationshintergrund. „Wie viele das sind, kann ich nicht sagen, weil das ein Faktor ist, der bei uns keine Rolle spielt“, so Weyland-Frisch.
Über noch mehr Service, so glaubt sie, würden sich eh alle Gründer gleichermaßen freuen. Deshalb startet sie gemeinsam mit dieser Zeitung an dieser Stelle einen Aufruf an Sie, liebe Leser: Schicken Sie uns bitte die Fragen zu, die Sie als Neubürger dieser Stadt am dringendsten geklärt wissen möchten. Kontakt: redaktion.oberhausen@waz.de, Stichwort Neubürger. Die Wirtschaftsförderung stellt aus den Fragen und Antworten ein Infoblatt zusammen.