Oberhausen.

Was nützt das Ernährungsprojekt im Kindergarten, wenn’s zu Hause nur Fastfood gibt? Was bringt die Grundschul-Kreativaktion, wenn im Kinderzimmer das Bastelmaterial fehlt? Wenig bis nichts. „Fast alle Eltern wollen das Beste für ihr Kind, zu viele wissen nur nicht, wie es geht“, ist die Erfahrung von Matthias Bratscher, Leiter der Beratungsstelle für Eltern, Jugendliche und Kinder der Stadt Hamm.

Ändern könnte sich das, wenn es den Bildungseinrichtungen besser gelänge, die Eltern mit ins Boot zu holen. Drei Oberhausener Kindertageseinrichtungen, sechs Grundschulen und vier weiterführende Schulen erarbeiten dafür Konzepte und erproben sie. Bratscher unterstützt sie dabei. Silke Becker und Angelika Schulte-Ortbeck vom Bildungsbüro koordinieren den gemeinsamen Arbeitsprozess, von dessen Ergebnissen später auch andere Einrichtungen profitieren sollen.

„Eltern sind der Schlüssel zum Erfolg der Kinder“, lautet die Botschaft des Arbeitskreises, der sich als ein Ergebnis der großen Bildungskonferenz im November 2011 bildete. „Eltern sind der wichtigste Bildungspartner“, betont Bratscher. Alle wissenschaftlichen Untersuchungen bestätigten dies.

Eltern verdienten es deshalb, dass ihnen sowohl von Kita und Schule als auch von den mit ihnen kooperierenden kommunalen Einrichtungen und Fachdiensten wie Jugendarbeit, Regionale Arbeitsstelle, Schul- und psychologische Beratung, Familienbildung, Gesundheitswesen oder auch Polizei und Drogenberatung auf Augenhöhe begegnet würde.

„Wie komme ich am besten mit den Eltern ins Gespräch? Was muss ich bei unterschiedlichen Milieus berücksichtigen? Wie unterstütze ich sinnvoll ein Elternhaus? Wie erkläre ich, dass es Unsinn und nicht förderlich ist, dem Dreijährigen einen Lerncomputer zu kaufen? Was mache ich gegen die Isolation von Familien?“ Das, so Bratscher, seien typische Fragen, die im Arbeitskreis diskutiert würden.

Beim letzten Treffen entstand die Idee des Lerndorfs OB. „Wir haben uns vorgestellt, wie die Bildung 2025 aussehen könnte. Dabei waren natürlich auch Utopien erlaubt“, so Bratscher. „Die sind wichtig, machen den Kopf frei zum Weiterdenken.“ Doch die Teilnehmer des Arbeitskreises „Bildungs- und Erziehungspartnerschaft mit Eltern“ setzen sich auch realistische Ziele wie zum Beispiel die Einrichtung eines Elterncafés oder eine intensivere Kontaktpflege zwischen Kita und Grundschule.

Ein erreichbares Fernziel sind die Fortsetzung der Familienzentren in den Grundschulen sowie die Stärkung der offenen Ganztage. Bratscher: „Die Schulen können von den Kitas lernen und umgekehrt.“

Leider setzen die Finanzen dem Engagement Grenzen, wenn einerseits die Kosten für Erziehungshilfen steigen, andererseits aber förderliche Maßnahmen wie Familienfreizeiten gestrichen werden. Dennoch gibt’s Erfreuliches: Angelika Schulte-Ortbeck: „Gelungene Beispiele machen Mut.“