Oberhausen. . Zum dritten Mal waren Bürger am Mittwoch aufgerufen, sich zur Sparpoltik der Verwaltung zu äußern.

Unter düster grauem Gewitter-Regen-Himmel ein strahlend weißes Zelt auf dem Saporoshjeplatz. Blitze zucken darüber weg. Aus den Zeltplanen dringt aufgeregtes Stimmengewirr. Drinnen: Bürgergespräche zum Sparpaket die dritte, nachdem das Zelt ja bereits in Osterfeld und Sterkrade gestanden hat.

Die, die das Paket schnüren, reden an diesem Mittwoch mit denen, die es einengen wird. Was ärgert die Leute? Eintritt fürs Tiergehege, „das ist das letzte, da sind die Leute so sauer drüber“, sagt ein Oberhausener. Mit seinen Enkelkindern geht er regelmäßig ins Gehege. Die Leute sind wirklich empört. Etliche Kritik-Zettel an den Pinnwänden haben das Tiergehege als Thema. Etwa der: „Zwei Euro Eintritt. Und wer kassiert das? Was bleibt an Gewinn?“

Schwimmer wie Ölsardinen

Der rüstige Oberhausener Rentner und Tiergehege-Fan ist in Sachen Sparpaket doppelt gebeutelt. Er geht nämlich auch gerne schwimmen. „Erst haben sie das Ostbad geschlossen, dann das Bad in der Stadt aufgebaut, jetzt wollen sie es wieder schließen und das in Sterkrade gleich mit.“ Wenn dann alle in den Aquapark gingen, würde es dort ganz schön eng.

Ein Freizeitbad, in dem sich die Schwimmer drängeln wie die Ölsardinen in der Dose: Das wäre eine mögliche Konsequenz der Einsparungen. Genau die Darstellung der Konsequenzen der finanziellen Einschnitte fehlt einem 29-jährigen Zeltbesucher. Er schneidet einen weiteren wichtigen Punkt an, den viele auf der Agenda haben: die Bildung. „Da zu sparen ist fatal“, sagt er. Auf den gelben Kritikzetteln herrscht Konsens: „Streichung im Bereich Bildung führt zu höheren Kosten.“

"Zauberer und Märchenerzähler"

Ein Ex-Mitarbeiter der Stadt hat einen Sparvorschlag, fragt: „Wozu brauchen wird WBO und OGM?“ Es gebe viel zu viele Häuptlinge. An einer Pinnwand ein schüchterner Sparvorschlag: „Die jährliche Bürgerumfrage von Ehrenamtlichen durchführen lassen“. Und wenn dieser Vorschlag dort mal nicht dem Sprichwort „den Teufel mit dem Beelzebub austreiben“ gleichkommt: „Parkscheinautomaten am Kaisergarten, statt Eintritt“. Ein Besucher fühlt sich nach zehn Jahren mit wachsendem Schuldenberg veräppelt, er hat sich dem Fatalismus ergeben: „629 000 Euro müssten täglich gespart werden, um die Schulden in zehn Jahren abzutragen. Dann Ihr Zauberer und Märchenerzähler mal frisch an Werk.“

Jugend "politisch aktiv"

Plötzlich kommt Farbe ins Zelt. Kinder marschieren mit bunten Plakaten herein. Sie werben für den Erhalt des Hauses der Jugend: „Wir wollen mitbestimmen.“ Da sage noch einer, die Jugend interessiert sich nicht für Politik.

Und was ist das? Unter all den Zetteln mit Kritik oder Anregungen verloren wie eine Flaschenpost im großen Ozean ein Lob und wohl Mahnung zugleich: „Das Theater ist zurzeit so gut wie nie.“