Oberhausen. Der Vierjährige, der am Samstag im Aquapark fast ertrank, trug ganz offensichtlich keine Schwimmflügel. Dank des perfekt funktionierenden Rettungseinsatzes geht es ihm wieder gut. Die Polizei ermittelt wegen fahrlässiger Körperverletzung.
Ein einsamer Schwimmer zieht seine Bahnen durch das große Becken. Im Kleinkindbecken des Aquaparks planschen am Montagnachmittag ein paar Stöpsel. Die Sonne scheint auf das Wasser unter der Kuppel. Ganz klar zeichnen sich die Linien am Boden ab. Drei Rettungskräfte haben die Situation genau im Blick. Kaum vorzustellen, dass hier jemand unbeobachtet untergehen kann.
Ganz anders am Samstag gegen 14.20 Uhr. Da ist Hochbetrieb unter der Kuppel, ein richtiges Gewusel, umherspringende Kinder, lautes Lachen. Gut 900 Freizeitschwimmer zählt der Aquapark gerade, als ein Gast plötzlich einen leblosen Körper aus dem Wasser zieht. Der Mann hat ihn zufällig entdeckt, weil er ausgerüstet mit Taucherbrille den Kopf unter Wasser steckte.
„Der Junge war ganz schlecht zu sehen. Er lag auf der Bahnmarkierung“, sagt Geschäftsführer Frank Rose am Montag. Die Rettungskette, das bestätigen Feuerwehr und Polizei, funktioniert perfekt. Den Helfern gelingt es, das Kind wiederzubeleben. Das Rettungsszenario werde immer wieder trainiert, sagt Rose. Trotz des glücklichen Ausgangs bleibt ein ungutes Gefühl. „Man musste das erst einmal sacken lassen“, sagt die Schichtführerin, die das Unglück hautnah mitbekam.
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Nach einer Beobachtungs-Nacht auf der Intensivstation, gehe es dem Vierjährigen (nicht Siebenjährigen, wie zunächst angegeben) deutlich besser, sagt Polizeisprecher Uwe Weighardt. Am Montag sollte das Kind sogar ganz entlassen werden. Die Polizei hat Ermittlungen wegen fahrlässiger Körperverletzung aufgenommen. „Gegen wen auch immer“, sagt Weighardt. Aktuell sichten die Beamten Videomaterial, das eine Überwachungskamera aufgenommen hat.
Kind war etwa 1 Meter groß
Aquapark-Sprecher Timo Schirmer hat die Bilder gesehen. Er schildert sie so: Zu sehen ist ein Junge, der erst im wenige Zentimeter tiefen Planschbecken sitzt, dann plötzlich Anlauf nimmt und in den 1,30 Meter tiefen Nichtschwimmerbereich des Schwimmerbeckens springt. Der laut Polizei gut einen Meter große Knirps kommt nicht wieder hoch.
Ein grundsätzliches Problem wäre dem Jungen fast zum Verhängnis geworden: Er trug keine Schwimmflügel. „Wir wissen nicht, ob er welche getragen hat und sie vielleicht abgestreift hat“, sagt die Schichtführerin . Zeugenaussagen, nach denen sich die Eltern alleine im Außenbereich vergnügten, wollen Polizei und Badverwaltung ausdrücklich nicht bestätigen.
Der Aquapark weist schon am Eingang mit Schildern auf die Schwimmflügelpflicht für Nichtschwimmer hin. Selbst am Planschbecken hängen Schilder. „Mit Schwimmflügeln wäre das nicht passiert“, sagt Geschäftsführer Rose. Das Bad bietet die Badehilfen für 1 Euro im Verleih an. Gast Annemarie Wittmann beobachtet gestern Sohn Steffen (5) genau: „Für uns ist es selbstverständlich, dass er Schwimmflügel trägt.“
Am Sicherheitskonzept lasse sich nichts verbessern: Die Aufsichten bewegen sich ständig. „Wir schauen auf die Wasseroberfläche und den Boden“, sagt die Schichtführerin. Schirmer versichert, dass der Junge nicht unentdeckt geblieben wäre. „In der nächsten halben Minute wäre dort jemand hergelaufen.“ Bei jährlich 450.000 Gästen seien Unfälle leider nicht auszuschließen. 2010 ertrank eine Vierjährige im Außenbecken. Diesmal ging’s gerade noch gut.