Zustand der vierjährigen Gladbeckerin wird als „sehr kritisch“ beschrieben. Trauma-Expertin betreut die Retter.

Polizeiberichte sind bisweilen von erschütternder Knappheit: „Der Zustand des Kindes ist weiterhin sehr kritisch“, hieß es gestern Nachmittag über das vierjährige Mädchen, das am Samstagabend im Aquapark nahezu leblos aus dem Außenbecken gerettet worden war. Wie ist es zu dem Unfall gekommen? Von einem Unfall, so erfahren wir, geht die ermittelnde Kriminalpolizei aus.

Fakten gibt es nicht viele. Eine 18-jährige Frau, sagt die Polizei, habe am Samstag um 19.24 Uhr das Mädchen „leblos aufgefunden“ und es „an den Beckenrand gebracht“. Rettungsschwimmer vom Aufsichtspersonal des Aquaparks stellten schwache Pulsschläge fest und leiteten Wiederbelebungsversuche ein, nach zwei Minuten war ein Rettungswagen der Berufsfeuerwehr zur Stelle, ein weiterer Notarzt kam per Hubschrauber – der gerade in der Nähe war.

Der Geschäftsführer

Frank Rose ist nervös an diesem Montagmittag. Der Mann ist „Geschäftsführender Gesellschafter“ der Aquapark Oberhausen GmbH und sichtlich be- und getroffen: „So etwas habe ich noch nie erlebt. Kleinere Unfälle, eher Missgeschicke, die gibt es immer mal. Aber das.“

Wir gehen hinaus ans Außenbecken – 25 Meter lang, 1,35 m tief, daneben plätschert in einem kleinen Betonkreis ein Whirlpool, im Becken tummeln sich 40, 50 Badegäste. Eltern und Kinder sind es meist.

„Da“, zeigt Rose auf eine Stelle knapp einen Meter vom rechten Winkel der Beckenumrandung, „da trieb das Kind.“ Es muss ausgesehen haben wie viele andere an diesem Mittag, das „Toter-Mann-Spiel“ ist immer noch beliebt. Was auffällt: Keiner achtet hier auf irgendjemanden. Wer im Wasser ist, ist mit sich und seiner Clique beschäftigt. Auch deswegen wohl dauerte es ein paar Minuten, ehe die kleine Gladbeckerin aufgefallen ist.

Kein Vorwurf

Ständig anwesende Aufsichtskräfte sind für das Becken nicht erforderlich (wegen der geringeren Tiefe), trotzdem aber fast immer da. Fast. Am Samstagabend wohl mal für ein paar Minuten nicht. Vorwurf? „Nein“, sagt Rose, „zumal es auch die Videoüberwachung gibt.“ Das Band hat die Polizei noch am Unglücksabend mitgenommen. Aber: Es handelt sich nicht um einen Film, sondern das Gerät macht Aufnahmen im Abstand von zwei Sekunden – der Weg des Mädchens ins Wasser ist offenbar nicht exakt zu dokumentieren.

Wo die Eltern des Mädchens waren – keine Auskunft. Wo die Schwimmflügel abgeblieben sind, die das Mädchen vorher offenbar getragen hatte, nicht aber am Ende – keine Auskunft.

Heute kommt eine auf Trauma-Erlebnisse spezialisierte Psychologin in den Aquapark und kümmert sich um das Personal der Aufsicht. Auch Retter brauchen Zuspruch.