Oberhausen. Gewerkschafter beklagen, dass Leiharbeit zunehmend zum Dauerzustand wird.
Gleiches Geld für gleiche Arbeit. Diese Forderung der Gewerkschaft IG Metall, Leiharbeiter bei der Bezahlung nicht schlechter zu stellen als die sonstige Belegschaft, ist einer der Kernpunkte in der aktuellen Tarifauseinandersetzung. „Uns geht es um eine faire Entlohnung für Leiharbeiter“, erklärt Peter Koppers, Vorsitzender der IG Metall Oberhausen.
Mit Stichtag 30. Juni 2011 waren 2465 Menschen in Oberhausen in der Leiharbeitsbranche beschäftigt. Im Vergleich zum Juni 2010 war das ein Anstieg von 22,2 Prozent, wie aus Zahlen der Arbeitsagentur hervorgeht. „Größtenteils werden die Leiharbeiter nach Tarif bezahlt“, erklärt Pressesprecherin Katja Hübner. Damit ist aber der Tarifvertrag für die Zeitarbeitsbranche gemeint, nicht derjenige für die Metall- und Elektrobranche.
"Ein frommer Wunsch"
Doch nicht nur an den niedrigeren Löhnen reibt man sich bei den Gewerkschaften. Weitere Kritikpunkte werden in unsicheren Arbeitsverhältnissen gesehen, die keinerlei berufliche Perspektive zulassen würden, sowie in negativen Auswirkungen auf das Betriebsklima. „Es kann niemand erzählen, dass die Leiharbeit nur dazu da ist, vorübergehende Auftragsspitzen abzufangen“, so Gewerkschafter Koppers.
Die Wirklichkeiten in den Betrieben würden dem deutlich widersprechen. „In einigen Bereichen wird schon von Stammleiharbeitern geredet.“ Das ist da der Fall, wo Leiharbeiter nicht nur einige Wochen oder Monate eingesetzt sind, sondern bereits mehrere Jahre. Auch das oft vorgebrachte Argument, eine vorangegangene Leiharbeit könnte in eine feste Anstellung münden, entkräftet Peter Koppers: „Das ist ein frommer Wunsch. Soweit ich weiß, liegt die Übernahmequote bei etwa drei Prozent.“
"Da wo Not am Mann ist, ist das in Ordnung"
Dennoch, nicht überall lehnt Koppers den Einsatz von Leiharbeitern ab. „Da wo Not am Mann ist und Leute vorübergehend gebraucht werden, ist das in Ordnung. So funktioniert das auch im umliegenden Ausland, etwa in den Niederlanden.“ Wenn also Mitarbeiterinnen in den Mutterschutz gehen oder Abteilungen aufgrund eines hohen Krankenstandes Personal brauchen, sei das das richtige Einsatzgebiet.
Wie will man nun in die Verhandlungen gehen? „Wir treiben das momentan zweigleisig voran. Zum einen wollen wir per Tarifvertrag eine Mitbestimmung der Betriebsräte beim Einsatz von Leiharbeitern erreichen. Zum anderen verhandeln wir mit dem Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister (BAP) und dem Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ) über Branchenzuschläge für die Leiharbeiter in der Metall- und Elektrobranche.“
Teilweise schon seit Jahren im Betrieb
„Bei uns werden die Leiharbeiter genauso behandelt wie alle anderen Kollegen auch. Da gibt es keinerlei Unterschiede, etwa bei der Arbeitskleidung“, sagt Helmut Brodrick, Betriebsratsvorsitzender bei MAN Turbo. Aber auch die Schattenseite der Leiharbeit kann er bestätigen. „Bei der Bezahlung sind sie Mitarbeiter zweiter Klasse.“
Momentan seien 280 Leiharbeiter bei MAN beschäftigt. „Bei einer Gesamtbelegschaft von knapp 2000 sind das rund 15 Prozent.“ Die Entstehung von sogenannten „Stammleiharbeitern“ sieht Brodrick auch in seinen Betrieb. „Wir haben Leiharbeiter, die bereits zwei oder drei Jahre im Betrieb sind. Etwa ein Drittel der Leiharbeiter ist länger als zwei Jahre da.“ Da diese weiterhin weniger verdienen als die fest angestellten Kollegen schließt sich der Betriebsrat der Gewerkschaftsforderung an: „Gleiches Geld für gleiche Arbeit.“