Oberhausen..

Die Warnstreikwelle der IG Metall erreichte gestern Oberhausen. „Wir sind viele, wir sind gut drauf und wir sind laut!“, rief Robert Fuß, Sekretär der Bezirksleitung NRW und Mitglied der Verhandlungskommission den rund 850 Kollegen aus sieben Betrieben zu. Vor Tor 6 von MAN Diesel & Turbo verteidigten sie beeindruckend kämpferisch ihre tarifpolitischen Ziele: Mehr Geld, faire Leiharbeit, unbefristete Übernahme der Auszubildenden.

Als „Freund und Kollegen“ begrüßte Versammlungsleiter Peter Koppers, Vorsitzender der IG Metall Oberhausen, NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD). Einmischungen der Politik in Tarifverhandlungen findet der zwar „fehl am Platz“, aber man dürfe ja wohl noch seine Sympathie ausdrücken. „Ich setze auf euch, weil wir es dann in der Gesetzgebung einfacher haben.“

Politik muss reagieren

Die Nettoeinkommen seien in den letzten zehn Jahren minimal gestiegen, die Gewinne hingegen explodiert. „Wenn Leiharbeit systematisch eingesetzt wird, um Belegschaften zu verkleinern, muss Politik reagieren“, so Schneider. Die Regulierung der Leiharbeit sei ein „gesellschaftspolitisches Thema“. Angesichts der drohenden Facharbeiterlücke sei die Übernahme von Auszubildenden „geradezu ein Geschenk für die Arbeitgeber“.

MAN-Betriebsratsvorsitzender Helmut Brodrick ging auf das letzte Angebot der Arbeitgeber, drei Prozent mehr Lohn, ein: „Für uns ist das ein schlechter Witz!“ Seit der Jahrtausendwende seien die Unternehmensgewinne um 50 Prozent gestiegen, die Löhne nur um 19 Prozent. Brod­rick: „Da muss ein Kurswechsel her!“ Dass bei MAN Turbo & Diesel Oberhausen demnächst durch eine Betriebsvereinbarung 50 Leiharbeiter ein festes Arbeitsverhältnis bekommen werden, beweise: „Unsere Forderungen sind umsetzbar. Letztlich zählt aber nur, was im Tarif festgeschrieben ist.“

Hinhaltetaktik

Hinhaltetaktik warf Robert Fuß der Arbeitgeberseite vor, was die Leiharbeit und Übernahme der Azubis angehe. „Wer seine Ausbildung ordentlich absolviert, muss danach eine feste Arbeit bekommen. Wenn die Arbeitgeber darauf spekulieren, dass wir uns eine faire Regelung zu Übernahme und Leiharbeit mit Geld abkaufen lassen, dann kann ich nur sagen: Das wird schief gehen. Dieses Tauschgeschäft machen wir nicht mit. Je länger die Tarifrunde dauert, desto klarer wird: Das Thema Leiharbeit ist der eigentliche Konflikt. Wir müssen etwas tun, gegen den Skandal der Zweiklassengesellschaft, aber sie wollen nicht, dass wir mitbestimmen können.“