Oberhausen.
Auf der Feier zum 100. Geburtstag der IG Metall Oberhausen hat Vorsitzender Peter Koppers den Arbeitgebern Heuchelei vorgeworfen. Sie redeten zwar ständig vom Fachkräftemangel, behandelten aber Jugendliche und junge Erwachsene sehr schlecht.
„Noch immer gibt es viel zu wenig Ausbildungsplätze - und wer einen ergattert hat, wird nach der Lehre nur befristet übernommen oder landet in Zeitarbeit“, kritisierte Koppers vor 80 geladenen Gästen im Zentrum Altenberg.
Jeder zehnte junge Erwachsene arbeitslos
In die gleiche Kerbe hieb Festredner IG-Metall-Bundesvizevorsitzender Detlef Wetzel. Im Gegensatz zu den 60er und 70er Jahren, als sozialer Fortschritt, die breite Teilhabe am wachsenden Wohlstand und soziale Gerechtigkeit auf der Agenda gestanden hätten, würden „Wirtschaft und Politik heute alles tun, die Zukunftsaussichten der Jugend weiter zu verschlechtern“.
So sei heute jeder zehnte junge Erwachsene arbeitslos; die Hälfte aller jungen Leute übten heikle Beschäftigungsverhältnisse aus: Befristet, gering entlohnt oder in Leiharbeit. In einer Gesellschaft mit immer weniger jungen Menschen führe eine solche Behandlung des Nachwuchses jedoch in desaströse Zustände.
IG-Metall will unbefristete Übernahme durchsetzen
„Wer in Zukunft eine gute Gesellschaft haben will, muss der Jugend eine sichere wirtschaftliche Zukunft geben“, sagte Wetzel. „Wir als IG Metall stellen die Interessen der jungen Generation in den Mittelpunkt unseres Handelns.“ Eine Auswirkung daraus: In der jetzigen Stahl-Tarifrunde will die IG Metall die unbefristete Übernahme der Auszubildenden durchsetzen.
Auf der 100-Jahr-Feier blickten die IG-Metaller natürlich auch zurück in ihre wechselvolle Historie, nachdem 500 Arbeiter in Oberhausen 1911 den Deutschen Metallarbeiterverband, Vorläufer der IG Metall, gründeten. Kriege, Wiederaufbau, Arbeitskämpfe: Die „Rettung der Mitbestimmung in den 50er Jahren begann mit dem Streik von 13.000 Arbeitnehmern hier in Oberhausen“, lobte Wetzel.
Erinnerung an NRW-Finanzminister Heinz Schleußer
Er erwähnte auch an den letztlich vergeblichen Kampf „im fürchterlichen Strukturwandel“ gegen den Abbau von 50.000 Arbeitsplätzen in der Oberhausener Schwerindustrie. Noch 1987 zogen 35.000 Bürger gegen den geplanten Kahlschlag bei Thyssen durch die Straßen dieser Stadt.
Oberbürgermeister Klaus Wehling erinnerte an den früheren legendären Oberhausener IG Metall-Chef und NRW-Finanzminister Heinz Schleußer. Ähnlich wie dieser zum 75. Geburtstag der IG Metall sagte Wehling. „Es gilt weiter entschieden für soziale Gerechtigkeit und für eine humane Gesellschaft zu kämpfen.“
Alte Arbeiterlieder gesungen
Zur Feier sang Gerd Schäfer, Betriebsrat bei der Babcock Fertigungszentrum GmbH, alte Arbeiterlieder: „Wacht auf Ihr Arbeitsmänner, rauft Eure Kraft zusammen, schwört zur Fahne Rot, erkämpft Euch besseres Brot. Ihr habt die Kraft in Händen, wenn Ihr nur einig seid, dann siegt das Proletariat.“