Oberhausen. Rund 300 Gegendemonstranten zeigten beim Aufmarsch von Pro NRW Flagge gegen Rechtspopulismus und Islamfeindlichkeit.

„Willkommen zum üblichen Kasperle-Theater“, ruft ein Polizist seinen Kollegen zu, die sich in Kleingruppen entlang der Duisburger Straße postiert haben. Er muss schon die Stimme erheben, um den Lärm der Vuvuzelas, Trillerpfeifen und Spottgesänge der gut 300 Demonstranten zu übertönen. Vertreter von Verdi, der Antifa, der Linken Liste, der Kirchen und Schulen und politisch engagierte Bürger – sie alle sind gekommen, um der rechtspopulistischen Partei Pro NRW bei ihrem Aufmarsch die Stirn zu bieten.

Acht Pro NRW-Aktivisten

Aggressiv ist die Stimmung nicht – vor den Toren der Ayasofya-Moschee herrscht ausgelassene Fröhlichkeit. Und die hat durchaus Methode: „Wir lassen uns nicht provozieren“, sagt Ercan Telli vom Antifaschistischen Bündnis. „Deshalb feiern wir heute ein Fest der Demokratie.“ Ein Mann der Moschee-Gemeinde stößt dazu und bittet zum bereitgestellten Büfett. Man hilft sich gegenseitig. Acht Aktivisten von Pro NRW sind es an der Zahl, die im Verhältnis zu den lautstarken Gegendemonstranten derweil ein eher armseliges Bild abgeben.

"Islamisierung von Oberhausen Einhalt gebieten"

Mit zwei Lieferwagen, die mit dem Parteilogo versehen sind, rücken Lars Seidensticker, Geschäftsführer von Pro Deutschland, und seine Mannen an, um unter lauten Buh-Rufen ihre Plakate mit einer durchkreuzten Moschee auszupacken – das Kernanliegen von Pro NRW. Man wolle den Moscheebau verhindern und der „Islamisierung von Oberhausen Einhalt gebieten“, formuliert es der stellvertretende Pro NRW-Parteivorsitzende Jörg Uckermann. „Die Medien blockieren uns systematisch. Dabei bekommen wir viel Zuspruch.“

Davon ist hier allerdings wenig zu sehen. Jeweils eine Gegenkundgebung gibt es an beiden Seiten der Duisburger Straße, so dass acht Rechtspopulisten sich dem geballten Unmut ausgesetzt sehen. Sie sind hier nicht erwünscht, daran lassen die Demonstranten keinen Zweifel. Rund 100 Polizisten behalten die Situation im Blick. Doch da die Lager klar voneinander getrennt sind, müssen die Beamten nicht einschreiten. „Eine räumliche Trennung ist notwendig“, sagt Polizei-Sprecher Johannes Paus. „Man muss allerdings immer abwägen, um den Rechten kein allzu großes Forum zu bieten.“

Groteske Show-Einlagen

Ein älterer Herr, ebenfalls Mitglied von Pro NRW, wirft den Demonstranten höhnisch Handküsse zu, inszeniert sich immer wieder mit provokanten Aktionen. Auch die Parteifunktionäre sind bemüht, Aufmerksamkeit zu erregen. Am Stand von Pro NRW steht ein verhülltes Plakat – darunter verbirgt sich eine Karikatur des Zeichners Kurt Westergaard, die im Laufe der Veranstaltung mit großer Geste enthüllt wird.

„Ich bekomme hier gerade einen Anruf des Richters. Wir dürfen die Karikatur zeigen“, behauptet einer der Herren im Brustton der Überzeugung. Spätestens jetzt fühlen einige Zuhörer sich veräppelt – allenfalls müde Belustigung über so viel plumpe Propaganda ist zu beobachten. Unter dem Tuch kommt schließlich eine Zeichnung zum Vorschein, die den Propheten Mohammed mit grimmigem Gesichtsausdruck zeigt. Es folgen ein Geburtstagsständchen für ein Parteimitglied und die deutsche Nationalhymne – darauf reduziert sich die politische Botschaft an diesem Tag.