Oberhausen. .
„Ich bin gelernter Koch und will, dass meine Gäste vernünftiges Essen kriegen.“ Punkt. Rene Bizimana gibt sich kompromisslos. Wobei seine Gäste die Patienten in den Helios Kliniken Oberhausen, Krefeld und Hüls sind. Durchschnittlich 4500 Mahlzeiten servieren alle drei Häuser ihren Patienten täglich. Allein in Oberhausen sind es drei Mal 170 Essen pro Tag. Und: „Krankenhaus-Essen ist besser als sein Ruf“, sagt die Sprecherin der Kliniken, Kathrin Unterberg.
Warum das so ist und wie man es schafft, auf die vielen verschiedenen Ernährungsbedürfnisse der Kranken einzugehen, das schildert Bizimana, der Betriebsleiter der Zentralküche in Krefeld ist. Von hier werden alle drei Häuser mit Essen beliefert. In der Zentralküche wurde bis August 2011 das Essen noch gekocht.
Was sich zunächst gut anhört, hatte aber durchaus Nachteile. „Wenn das Essen beim Patienten ankam, war es schon mal zwei Stunden alt“, sagt Bizimana. Die Vitamine und Nährstoffe hatte es bis dahin dahingerafft, der Geschmack und das Aussehen der Gerichte hatten arg gelitten. Deshalb setzten die drei Helios Häuser auf ein neues Konzept, das, so Bizimana, in Kliniken noch nicht sehr weit verbreitet sei.
In 20 Minuten fertig
„Wir kaufen über den Großhandel vorgegarte Produkte“, sagt er. Das sind zum Beispiel Schnitzel, Eintöpfe oder Nudeln. Bizimana: „Alle Produkte kommen aus Manufakturen oder Betrieben, die handwerklich produzieren, sie sind also richtig gekocht.“ Das Besondere an den Produkten ist nun: Sie werden vom Hersteller zu 90 Prozent fertig gegart, dann innerhalb einer Stunde auf zehn Grad Celsius heruntergekühlt und schließlich eingefroren. „Würde man sie sofort einfrieren, würde sich die Struktur des Lebensmittels verändern, es wäre nicht mehr schön“, erklärt der Koch den aufwändigen Prozess.
Die Produkte werden in Krefeld angeliefert und dort für die Patienten täglich portioniert. Die Tabletts mit den einzelnen Essen werden dann vom Helios Transportdienst etwa nach Oberhausen gefahren. „Hier übernimmt ihn die Hauslogistik“, erzählt der Koch. Eine dieser Mitarbeiterinnen ist Andrea Wallburg. Sie hat eine große Verantwortung. Jeweils 40 Essen schiebt sie auf einen Wagen, der an eine Andockstelle kommt, dann werden die Mahlzeiten in 50 Minuten auf maximal 70 Grad erhitzt.
„Beim Erhitzen dürfen keine Fehler passieren“, sagt Bizimana, „sonst ist das Essen später nicht mehr genießbar“. Anschließend werden die Wagen auf die Stationen gefahren und die Tabletts vom Pflegepersonal an die Kranken verteilt. Der Vorteil dieses Systems: „Das fertige Essen ist innerhalb von 20 Minuten beim Patienten“, sagt Bizimana. Es sei dann frisch, nährstoffhaltig und schmackhaft.
Die richtige Kost ist entscheidend
Und wie bekommt jeder Patient das für ihn geeignete Essen? „Der ärztliche Dienst entscheidet, wer was essen darf“, erklärt der Koch. Bei der Aufnahme ins Krankenhaus wird das bereits geklärt. Diese Informationen erhalten die Diätassistenten des Hauses, die die Patienten täglich besuchen und mit ihnen ihren Menü-Plan für den kommenden Tag besprechen, in ihren Pocket-PC eingeben und die Daten nach Krefeld weiterleiten.
„Bei Diabetikern ist eine zuckerarme Kost entscheidend“, sagt Bizimana. Selbst wenn ein Diätassistent einem Diabetiker etwas Gutes tun und ihm einen Germknödel mit Vanillesoße zukommen lassen wollte, ginge das nicht. Sei die Auswahl durch den Computer gesperrt.
Auswahl aus einer Speisekarte
So wird auf die Bedürfnisse aller Kranken eingegangen, egal ob sie unter einer Gluten- oder Laktoseunverträglichkeit leiden oder gerade am Magen operiert wurden. Und natürlich werden auch die Ernährungsgewohnheiten von Muslimen berücksichtigt. Wobei Bizimana weiß: „Manche Muslime essen auch ganz gerne mal ein Schnitzel.“
Die Helios Kliniken haben noch eine Besonderheit bei der Essenversorgung ihrer Patienten eingeführt. Sie setzen nicht mehr auf einen Speiseplan mit feststehenden Gerichten, sondern auf eine Speisekarte. Die Patienten können sich aus 64 Komponenten ihr Mittagessen selbst zusammenstellen. Für morgens und abends stehen jeweils 46 Komponenten zur Verfügung.
Besonderes Angebot für Vegetarier
Wer die Speisekarte, deren Deckblatt schon einmal „Guten Appetit“ wünscht, aufschlägt, findet dort unter der Rubrik Mittagessen die Aufforderung: „Bitte stellen Sie sich Ihr Mittagessen zusammen, je eine Portion: Hauptkomponente, Saucen, Beilage, Salat oder Gemüse und Dessert.“
Hauptkomponenten sind verschiedenste Fleisch- oder Fischgerichte, Beilagen wie zum Beispiel Bandnudeln, Gnocchi oder Reis. Es gibt auch verschiedene Gemüsesorten – von Bohnen bis Rotkohl. Und für Vegetarier noch mal ein gesondertes Angebot.