Oberhausen. Drogenberatungsstelle: Bei Methadon-Abgabe an Heroinabhängige droht weiter Engpass. Ärzte dringend gesucht.

Bei der Versorgung von Drogenabhängigen mit Methadon droht weiterhin ein Engpass. Das Problem ist seit geraumer Zeit bekannt, doch bislang zeichnet sich keine Lösung ab. Dass Handlungsdruck besteht, darauf weist erneut die städtische Drogenberatungsstelle (Drobs) hin. Schon in ein paar Jahren werde man dem Bedarf nicht mehr gerecht werden können, sagt Leiterin Martina Lenhard. Die Folgen könnte auch der Bürger zu spüren bekommen.

In Oberhausen gibt es derzeit fünf Ärzte, die in ihren Praxen den Ersatzstoff an Heroinabhängige ausgeben. „Das Problem ist, dass unsere Ärzte älter werden“, so Lenhard. Wenn jemand wegbricht, ist kein Ersatz da.“ Die Drogenberatungsstelle hat im vergangenem Jahr 548 Abhängige fest betreut. Davon wurden 342 täglich mit Methadon versorgt. Der Ersatzstoff könne die Süchtigen zwar nicht heilen, unterdrücke aber die Entzugserscheinungen, so dass sie ein relativ normales Leben führen könnten, sagt Lenhard.

2011 zwei Drogentote

Die Lebenserwartung von Drogenabhängigen ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Das hat auch die Leiterin der Drobs beobachtet. „Als ich 1994 angefangen habe, hatten wir keine Klienten, die 60 waren. Die meisten sind mit Mitte 20 oder 30 gestorben.“ Im vergangenen Jahr sind in Oberhausen zwei Menschen an den Folgen ihres Drogenkonsums gestorben, das belegen die offiziellen Zahlen der Polizei.

Michael Mende, Leiter des Rauschgiftkommissariats, spricht aber von einer Dunkelziffer. „Ich denke, dass nicht immer herauskommt, dass es einen Drogenhintergrund gibt.“ Nicht alle Verstorbenen werden obduziert. In der Regel geschehe das nur, wenn es Hinweise auf ein Verbrechen gibt. Die offizielle Zahl der Drogentoten in Oberhausen jedenfalls sei nicht besorgniserregend. „Wir lagen in den letzten Jahren immer im Bereich um die drei“, sagt Mende. Dass die Zahl relativ konstant bleibt, könne mit dem Substitutionsangebot zusammenhängen, sagt Lenhard.

Bereitschaft bei Ärzten gering

Seit 2003 werden die Kosten für die Ersatzversorgung von der Krankenkasse übernommen. Weil es aber kaum Ärzte bereit sind, in ihrer Praxis Methadon auszugeben, könne es passieren, dass künftig nicht mehr alle Abhängigen versorgt werden können. „Die Folge wäre, dass die Beschaffungskriminalität steigt“, erklärt Lenhard. Die Abhängigen würden wieder auf illegale Drogen zurückgreifen. „Um die zu bekommen, würden sie auch Straftaten begehen“, sagt die Leiterin der Drobs. „Man kann davon ausgehen, dass auch die Zahl der Drogentoten wieder steigt.“