Oberhausen. .

Bei der Jahreshauptversammlung der Sterkrader Kaufleute ging es um erhoffte Kundschaft und ungebetene Gäste. Es habe sich viel getan in Sterkrade, resümierte der Vorsitzende der Interessengemeinschaft der Sterkrader Kaufleute (Stig).

„Eins, zwei drei im Sauseschritt, es rast die Zeit – wir rasen mit“ hatte sich Robbie Schlagböhmer ein Wilhelm-Busch-Zitat für seinen Rechenschaftsbericht herausgesucht.

Es habe sich viel getan in Sterkrade, resümierte der Vorsitzende der Interessengemeinschaft der Sterkrader Kaufleute (Stig). Er hätte seinen Rechenschaftsbericht auch unter ein anderes Motto stellen können: „Des einen Freud, des anderen Leid“.

Beispiel Zilianplatz: „Für viele positiv, aber nicht für alle“ sei die Einführung der Parkscheibenregelung auf dem Zilianplatz, erklärte der Stig-Chef. Die Kaufleute dort reiben sich die Hände, Pendler beißen eher ins Lenkrad.

Noch strahlt Sterkrade

Beispiel Weihnachtsbeleuchtung: Die Kunden freut’s, wenn Sterkrade strahlt, die Kaufleute knirschen mit den Zähnen, weil sie’s bezahlen müssen. Und da kommt einiges auf sie zu, denn die alte Beleuchtung ist in großen Teilen so marode, dass sie für das kommende Jahr nicht mehr verwendet werden kann. Schlagböhmer bat um rege finanzielle Beteiligung aus den Reihen der Werbegemeinschaft, auch für eine Neuanschaffung im Frühjahr, „sonst ist das dieses Jahr die letzte zentral organisierte Weihnachtsbeleuchtung“.

Beispiel Neuansiedlungen: Zwei neue Stig-Mitglieder aus der Modebranche ließen Schlagböhmer jubeln: „Sterkrade wird ein Modestandort mit unverwechselbaren Angeboten.“ Die Schließung eines hochwertigen Modehauses und der Ersatz durch einen Billig-Haushaltsartikel-Markt, zudem ein Hauseigentümer, den der Branchenmix nicht die Bohne interessiert, stehen dagegen. „Ein Tiefschlag, aber wir dürfen uns davon nicht frustrieren lassen.“

Beispiel Kultur: Mit der Kleinstädter-Bühne habe man die zwar schon, aber, so Schlagböhmer: „Da geht noch mehr.“ Das Ehepaar Seewald, bislang schon Organisatoren des Käfer-Cabrio-Treffens am Sterkrader Tor, soll sich fortan darum kümmern, etwa Leerstände für Kunst-Vernissagen akquirieren oder Musik in der Gastronomie organisieren. „Natürlich konnten wir ihnen kein Geld geben“, sagt der Stig-Vorsitzende.

Den Innenstädten helfen

Beispiel Fußgängerzone: „Wir müssen akzeptieren, dass sich das Verbraucherverhalten verändert hat“, sagte Schlagböhmer. Die Politik habe Einkaufszentren auf der grünen Wiese genehmigt, „die Politik muss jetzt den Innenstädten helfen“, forderte er.

„Rückbau“ soll’s heilen: In Sterkrade werden einige Eigentümer der Häuser an der Kreuzung Steinbrink-/Bahnhofstraße nicht müde, freie Fahrt für freie Bürger zu fordern. Die Verwaltung wiederholt ebenso stetig, dass dann Fördermittel zurückgezahlt werden müssten. Robbie Schlagböhmer wünscht sich zumindest, „dass die Politik uns erklärt, wie die Rahmenbedingungen sind“.

Das wüsste Bürgermeister Klaus-Dieter Broß (CDU) auch gerne. Er fragt aber die Verwaltung in Person des Oberbürgermeisters und hofft, „dass die Verwaltung kreativ nach Lösungen sucht und nicht beim ersten Hindernis aufgibt.“ Auch hier sei man bei der Stig „sehr gespannt auf die Antworten“.

Beispiel Kleiner Markt: Die Aufenthaltsqualität des Platzes ist so hoch, dass sie Menschen dort verweilen lässt, die den Kaufleuten so gar nicht ins Konzept passen: Öffentlich würden hier Drogen konsumiert, es sei auch schon zu Messerstechereien gekommen, kritisierte Schlagböhmer.

Ein Angstraum

Folge: Die Kunden blieben weg, ein Geschäft am Kleinen Markt werde deshalb jetzt schließen. „Verwaltung und Polizei kennen das Problem“, sagt Schlagböhmer, „aber es hat sich nichts verändert“. Ein „Angstraum“ sei entstanden, eine Methadon-Ausgabestelle in der Nähe und die Anfahrt durch ein Medizin-Mobil zur Betreuung Drogenabhängiger verschärften die Situation, „aber das Problem muss gelöst werden, damit die Ecke nicht verslumt“.

Wie, das weiß neben Verwaltung und Polizei auch die Stig nicht so recht, immerhin schlug man vor, die Aufenthaltsqualität zu verringern, indem man die Mauer am Brunnen einreiße. Oder einen Spielplatz zu errichten, auf dem man ein Alkoholverbot aussprechen könne. „Wir zahlen dann auch die Schaukel, die da stehen muss“, sagte Schlagböhmer.