Ruhrgebiet. . Der Landesbetrieb Straßen NRW lässt derzeit an den Schnellstraßen radikal Büsche und Bäume entfernen. Vielerorts bleibt vom Straßengrün nicht viel mehr als kahle Stämme. Es geht um die Sicherheit. Anwohnern und Verbänden geht die Aktion aber zu weit

Neue An- und Aussichten von der Autobahn: Auf etlichen Kilometern entlang der Schnellstraßen lässt der Landesbetrieb Straßen NRW derweil Axt und Motorsäge zum Einsatz kommen und die Grünstreifen durchforsten. Vielerorts bleibt vom Straßenbegleitgrün nicht viel mehr als ein paar kahle Stämme übrig, durch die der Blick weit ins Hinterland geht.

„Auf den Stock setzen“ nennt Bernd Löchter von der Straßen NRW-Zentrale in Gelsenkirchen die Radikalkur: „Die Bäume werden bis auf eine Höhe von zehn bis zwanzig Zentimetern zurückgeschnitten.“ Krankes Holz, das die Verkehrssicherheit gefährdet, werde gleich ganz entfernt. Sträucher und Büsche werden ausgelichtet. Verkehrsbehinderungen und Staugefahr eingeschlossen.

Baumfällaktion an der A40

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    Anwohner fürchten höhere Lärmbelastung

    „Der Zeitpunkt für die Arbeiten ist jetzt optimal“, sagt Löchter: Anders als in den letzten beiden Jahren braucht Straßen NRW derzeit „so gut wie keinen Winterdienst“ zu schieben; die Mitarbeiter haben also Zeit für die Grünpflege. Außerdem müssen das Fällen und der Rückschnitt bis zum 1. März beendet sein. Ab dann verbietet das Landschaftsschutzgesetz mit Rücksicht auf allerlei Getier solche Eingriffe.

    Weil die Zeit drängt, bleiben Äste und Stämme an den Böschungen und Grünstreifen vorerst liegen. Gehäckselt werden darf auch nach dem ersten März noch.

    BUND protestiert

    Während sich mancher Autofahrer über den Anblick, der an vielen Stellen einem Kyrill-Kahlschlag gleicht, nur wundert, fürchten Anwohner in Autobahnnähe um den Lärmschutz, der vom Grüngürtel ausging. Solchen Befürchtungen widerspricht Bernd Löchter und verweist auf Experten: Die hätten festgestellt, das erst ein dicht bewachsener Grünstreifen „von zweihundert Meter Breite etwas beim Lärmschutz bringt“.

    Als erste Straßenbauverwaltung Deutschlands hat der NRW-Landesbetrieb Stellen geschaffen für 30 so genannte Baumkontrolleure, die nach einer Spezialausbildung jetzt täglich unterwegs sind, um die 600.000 Bäume entlang der nordrhein-westfälischen Straßen nach Auffälligkeiten zu untersuchen. Unter anderem gilt es, darauf zu achten, dass keine Schilder von Geäst verdeckt werden und der freie Blick auf Kreuzungen gesichert bleibt.

    Wenig begeistert sind dagegen die Umweltschützer von der laufenden Abholzaktion . Der BUND hat bereits protestiert, und Jürgen Hinke vom Nabu in Duisburg fasst zusammen: „Klar muss die Sicherheit auf den Straßen gewährleistet sein. Aber ich hab’s mir angeguckt und glaube, dass auch Bäume weichen mussten, die keinerlei Gefahr dargestellt haben.“