Oberhausen. .
Oberhausen. Wenn die Mitglieder des Leserbeirates der WAZ-Lokalredaktion Oberhausen einmal im Quartal zusammenkommen, dann wird nicht lange gefackelt, dann geht es gleich leidenschaftlich zur Sache: Es wird etwa diskutiert über den Sinn und Unsinn neuer Sparpakete oder auch über die sauberen und dreckigen Seiten ihrer Heimatstadt.
Jürgen Dresel, heute Rentner und früher Banker, sieht in dieser Stadt noch überall Verschwendung. Und beginnt mit etwas scheinbar Kleinem, das aber für Dresel die Mentalität beim Umgang mit Geld zeigt: „Warum muss die Fontäne schon morgens um 10 Uhr im Kaisergarten spritzen, wenn da kaum ein Besucher ist?“
Kaisergarten-Fontäne
Dresel hält die Oberhausener Stadtverwaltung für überdimensioniert, Krefeld komme mit 30 Prozent weniger Personalkosten aus. Seine Beiratskollegin Elvira Dostatni hat beobachtet: „Wenn in der Verwaltung gespart wird, dann bei den kleinen Stellen mit geringem Verdienst. Die Zahl der teuren Stellen oben hat noch zugenommen.“
Dresel hält es außerdem für dringend geboten, dass das städtische Nahverkehrsunternehmen Stoag seine Kosten durch Fusion mit Verkehrsbetreibern der Nachbarstädte senkt. Dagegen hält er von höheren Steuern wenig: „Das steigert nicht gerade die Neigung von Menschen und Firmen, hierhin zu ziehen.“
Nach Meinung von Birgit Wieners muss vor dem nächsten Sparpaket erst einmal mehr Gerechtigkeit in den Finanzausgleich zwischen Ost und West einkehren. „Warum sollen wir noch für die Städte in der ehemaligen DDR zahlen? Die haben dort tolle Straßen und schmucke Häuser, hier geht dagegen alles den Bach herunter.“
Auch die Ärztin Anne Bodengesser-Zimmermann lehnt neue Sparpakete ab. „Die Stadt sollte lieber investieren als sparen, um attraktiver zu werden.“
Recht pessimistisch beurteilt Betriebswirt Michael Reeb, der aus Karlsruhe nach Oberhausen zog, die Finanzlage der Stadt: „Ich verstehe zwar, dass man nun nochmals die Steuern erhöhen will, aber das alles ist ja hoffnungslos: Bei einer Schuldenlast von 1,8 Milliarden Euro ist die Stadt eigentlich pleite, ein Privatunternehmen müsste Insolvenz anmelden.“
Schon war der Beirat bei dem Thema, das viele Oberhausener bewegt: Die fehlende Sauberkeit in der Stadt, die Vielzahl an Dreckecken und Plätzen mit Hundekot.
Der Mann aus Baden-Württemberg, Michael Reeb, müsste eigentlich am besten wissen, ob die Kritik vieler Oberhausener an der Sauberkeit der Stadt realistisch oder übertrieben ist. „Hier ist es tatsächlich an vielen Orten zu schmutzig. Am Anfang fand ich es hier erschreckend dreckig, aber mit der Zeit gewöhnt man sich leider daran. Oberhausen müsste mehr tun“, meint Reeb.
Anne Bodengesser-Zimmermann hat auf ihren Reisen ebenfalls beobachtet: „Städte, die doppelt so groß sind wie Oberhausen, sind oft nur halb so schmutzig.“
Hohe Geldstrafen
Nicht nur Jürgen Dresel verlangt von der Stadt, für mehr Sauberkeit zu sorgen - etwa über mehr Kontrollen: „Wenn man ein Papier hinwirft oder den Kot seines Hundes nicht wegmacht, muss das Geld kosten - 10 Euro. Und im Wiederholungsfall das Mehrfache.“ Schließlich seien die Autobahn-Ausfahrten in den USA ganz sauber, weil es hier bis zu 1000 Dollar Strafe koste, Müll aus dem Fenster zu werfen.
Birgit Wieners fordert jedenfalls von der Stadt mehr Anstrengung - bei den Kontrollen und bei der Reinigung selbst. „Es gibt doch so viele Arbeitslose, die das leisten könnten.“ Reeb meint dagegen, die Bürger selbst müssten mehr mitanpacken und die Stadt regelmäßiger bei Aktionen sauber machen.
Und noch ein Tipp an die Stadt hat der Leserbeirat: Man sollte öfter größere Abfälle, etwa Sperrmüll oder Grünschnitt, an den Entsorgungsstellen kostenlos abgeben können. Denn Dreckecken und wilde Kippen entstünden auch, weil Bürger nicht extra zahlen können oder wollten.