Oberhausen. .

Erst kürzlich verwandelte sich die Bühne unseres Theaters in eine Mischung aus Kaffeehaus und Stadtheurigen. Mit kleinen Tischen, an denen ein Weiß-G’spritzter serviert wurde, einer Bartheke, einem Flügel und vorne und hinten Podien für die Künstler hatte Bühnenbildnerin Caroline Forisch eine stimmige Atmosphäre geschaffen, in der die Besucher auf die Suche nach Wiener Schmäh(-reden), eher dunklen Wiener Liedern und grabsteinschwarzen Wiener Humor gingen.

Intendant Peter Carp, der das Janusköpfige der Weltstadt Wien charakterisierte, führte Regie und mied die ansichtskartenbunte Sissi und Schönbrunn betonende, strahlende habsburgische Ansicht einer spannenden Metropole. Er zeigte in Texten und Filmausschnitten die Zerrissenheit und Widersprüchlichkeit Wiens und der Wiener.

Poetische Verzauberungen

So grantelte Helmut Qualtinger filmisch variantenreich über die Zukunft Wiens. Thomas Bernhards Text über die Wiener Aborte wurde mit Filmausschnitten aus der Wiener Unterwelt drittmännisch in Szene gesetzt. Elfriede Jelinek führte die Zuschauer nach ihrer „Winterreise“ in den Prater, ohne das musikalisch die Bäume blühten. Dafür gab es Songs von Georg Danzer und André Heller, präzise begleitet von Oliver Siegel am Akkordeon und Klavier. Im Film sang Kurt Girk, genannt der „Sinatra von Ottakring“ und selbst Christoph Schlingensief war bei einer Kunstaktion vor der Staatsoper auf der Leinwand zu besichtigen.

Die Kopp, wie man in Wien sagen würde, und der Müller-Reisinger, trugen die Hauptlast der Rezitation, Müller-Reisinger auch die des chansonesken Gesangs. Prächtig pointiert drangen die Texte durch den Bühnenraum. Der Wiener bzw. oberösterreichische Grundton ihrer Stimmen trugen wesentlich zur poetischen Verzauberung bei, die trotz der inhaltlichen Schärfen den Texten einer Ingeborg Bachmann, des gerne „Kaffeehausliteraten“ genannten Peter Altenberg und natürlich schon der Jelinek und des Bernhard zu Eigen ist.

So schritt der Abend in dem kleinen Bühnenhaus den großen Kreis eines „dunklen“ Stadtportraits aus, ohne Walzer, ohne Operette, ohne Radetzkymarsch – aber mit einem nachfolgenden Wiener Schnitzel im „Falstaff“.

Der Wiener Abend unter dem Titel „Weinen‘s mi ned an, i bin doch ka Grabstein“ findet noch einmal am Samstag, 24. März, im Stadtheurigen-Kaffeehaus auf der Bühne unseres Theaters statt. Schnelle Kartenbesorgung ( 8578-184) ist empfehlenswert.