Oberhausen. “Kohle. Schwarzgeld für alle. Die Bank“ heißt die neue Produktion des Theaters Oberhausen - und der Titel ist Programm. Während der Premiere werden “Kohle-Scheine“ gedruckt, mit denen in ausgewählten Geschäften bezahlt werden kann, sogar Kredite werden vergeben. Es ist ein Experiment, Ausgang offen.
Mit Sicherheit im Nu ausverkauft ist die Theater-Vorstellung am Freitag, 16. März, im Großen Haus, denn bei dieser Veranstaltung wird das Publikum nicht nur mit einer musikalisch-theatralischen Revue belohnt, bei der sich alles ums liebe Geld dreht, sondern auch bezahlt!
„Kohle. Schwarzgeld für alle. Die Bank“ – der Titel der Produktion ist Programm. Serviert wird sie von Mitgliedern des Ensembles und der „geheimagentur“, einem international operierenden Performance-Netzwerk. „Wie wir die Kohle unter die Leute bringen, wird noch nicht verraten“, so eine „geheimagentur“-Frau, deren Name selbstverständlich nicht genannt werden darf. „Es ist aber sicher, dass der Zuschauer bereits am Theaterabend des 16. März etwas für sein Schwarzgeld kaufen kann, zum Beispiel eine Currywurst im Falstaff.“
Geheimbank in der City
Anstatt der unaufhaltsamen Verarmung untätig ausgeliefert zu sein, drucken wir unsere eigene Währung, mit der man nur hier vor Ort einkaufen kann. Was der Banco Palmas seit über zehn Jahren im Stadtteil Palmeiras der brasilianischen Großstadt Fortaleza gelingt, müsste doch eigentlich auch in Oberhausen klappen, dachten sich die „geheimagenturler“. So beschlossen sie, mit ihrem zweiten kommunikativen Theaterprojekt, das sie in unserer Stadt durchführen (das erste hieß „Get Away“), genau diese These zu beweisen.
Zwei Wochen lang werden die Geheimen den Schwarzgeldmarkt betreuen. Schaltstelle ist eine Bankfiliale in einem Container, der an der Elsässer Straße Ecke Marktstraße aufgestellt wird. „Dort können Sie einen Mikrokredit bekommen“, erklärt die geheime Agenturfrau. „Sie bekommen ihn, wenn Sie eine Tätigkeit nennen, für die Sie immer schon einmal gern bezahlt werden wollten.
Kontrolle ist möglich
Klar, fürs Wohnung putzen oder fürs Spülen? „Genau. Es gibt aber noch zwei andere Möglichkeiten: Sie nennen uns eine Tätigkeit, von der Sie glauben, dass sie gemacht werden müsste oder etwas, was Sie gern machen würden.“
Frau Geheim verschweigt nicht, dass das die Agentur möglicherweise kontrolliert, ob die Kreditnehmer auch tatsächlich tun, was sie versprechen. So könnte unverhofft ein Team mit Videokamera auftauchen, wenn zum Beispiel der Intendant mit dem Ensemble auf dem Ebertplatz Frühsport betreibt. Doch einen gewissen Vertrauensvorschuss gebe es schon, sonst würde das Projekt nicht funktionieren. Die Mikrokredite sind zinsfrei.
Aktion wird Dokumentiert
Vor den Augen des Publikums werden bereits am Abend des 16. März Ein-, Zwei- oder Fünf-Kohle-Scheine gedruckt. Nur damit und nicht für Euro können in vielen Geschäften oder Institutionen bestimmte Leistungen oder Produkte erworben werden. Frau Geheim: „Bisher haben wir schon etwa 40 Partner gefunden, es werden täglich mehr.“
Am Samstag, 31. März, wird bei der Abschlussvorstellung, die wiederum im Großen Haus des Theaters über die Bühne geht, Bilanz gezogen. „Deshalb werden wir die Aktion natürlich auch dokumentieren, mit Fotos, Interviews, Geschichten“, so die Geheimfrau.
Ausgang offen
Was geschieht, wenn die „geheimagentur“ die Stadt wieder verlässt? „Es ist ein Experiment, der Ausgang ist offen. Aber es wird eine Zeit, in der wir uns alle mit Geld beschäftigen. Unsere Bank ist gewissermaßen ein volkswirtschaftliches Bildungsinstitut.“
Geschäfte oder Einrichtungen, die sich an der Schwarzgeld-Aktion beteiligen und etwas anbieten wollen, was es nur für Kohle gibt, können sich bei der Dramaturgie des Theaters melden 857 81 84. Kohle-Waren können Produkte, aber auch Leistungen wie zum Beispiel ein Haarschnitt sein. In der Bankfiliale Ecke Elsässer Straße und Marktstraße gibt es täglich verschiedene Aktionen und Programme.
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