Oberhausen. Seit der Einführung von Hartz IV nimmt die Zahl der Stromsperrungen zu. Steigende Stromkosten verschärfen die Situation.
In mindestens 62.000 Haushalten im Lande gingen nach Angaben der Verbraucherzentrale NRW im vergangenen Jahr die Lichter aus, da die Stromrechnung nicht bezahlt wurde. Auch in Oberhausen sind steigende Energiekosten ein Problem, sitzt der eine oder andere säumige Zahler zeitweise im Dunklen.
Mike Laudon vom Arbeitslosenzentrum Kontakt findet es grundsätzlich problematisch, dass Hartz IV-Bezieher ihren Strom aus dem Regelsatz begleichen müssen. „Dann bleibt fürs Leben nicht mehr viel übrig.“ Ein Sozialtarif sei eine Idee, aber im armen Oberhausen nicht umzusetzen. In nächster Zeit erwartet Laudon sogar eine weitere Verschärfung: „Bald werden die Nebenkosten höher sein als die eigentliche Miete.“
Strom gegen Vorkasse
Bei der Schuldnerberatungsstelle der Diakonie sind Stromsperren bisher kein großes Thema. Wenn doch jemand mit derartigen Problemen Rat sucht, „hat das meistens einen Riesenvorlauf“, erklärt Karl Hörnschemeyer. „Vielfach werden die eigenen finanziellen Möglichkeiten überschätzt. Es werden erst Sachen bezahlt, die nicht so wichtig sind.“
Laut Birgit Konopatzki, Sprecherin der Energieversorgung Oberhausen (EVO), sind mit Einführung von Hartz IV Stromsperren ein deutliches größeres Thema geworden. „Die Zahlungsmoral einiger Kunden hat sich seitdem verschlechtert.“ Größere Anstiege seien zuletzt aber nicht zu verzeichnen. Generell versuche man, den Kunden entgegenzukommen. Erst nach mehreren Mahnungen drohe ein Abstellen des Stroms: „Das läuft nicht anonym ab. Es wird immer der einzelne Fall betrachtet und versucht, eine Lösung zu finden“, so Konopatzki. Diese könnte etwa in Ratenzahlungen oder der Installation eines Vorkassenzählers liegen – also Strom nur nach Vorauszahlung. „2011 waren 434 dieser Zähler im Einsatz“, schildert Konopatzki.
Über 100 Anfragen
Die Verbraucherzentrale versucht der Problematik mit Energiespar- und Energierechtsberatung zu begegnen. Auch den guten Draht zur EVO lobt man: „Nicht in allen Nachbarstädten ist das so angenehm mit den Stromanbietern“, weiß Christine Bruns.
Bei einer Stromabschaltung sieht Josef Vogt, Sprecher des Jobcenters, seine Einrichtung als Vermittler. „Wenn sich der Stromkunde und die EVO einigen, können wir eine Darlehenszahlung aus der Regelleistung anbieten.“
Bei der Caritas gab es im vergangenen Jahr weit über 100 Anfragen zum Thema Strom, wie Geschäftsführer Reinhard Messing berichtet. „Die meisten melden sich viel zu spät.“ Dabei will er den Fokus nicht nur auf Arbeitslose gerichtet wissen: „Gerade die Geringverdiener, Familien und Alleinerziehende haben die größten Probleme.“ Eine Erhöhung des Hartz IV Regelsatzes würde diesen Menschen nicht weiterhelfen. Vielmehr kritisiert Messing den Energiepreismarkt insgesamt: „An diese Preisspirale müsste man rangehen.“
Wo findet man Rat und Hilfe?
Unter der Telefonnummer (0208) 25109 kann man bei der Verbraucherzentrale eine Energierechtsberatung vereinbaren, Kostenpunkt fünf Euro. Montags findet dort von 14 bis 18 Uhr eine Energiesparberatung statt. Diese kostet ebenfalls fünf Euro, eine Anmeldung ist notwendig. Auch bei der Caritas kann man Rat suchen. Auf der Internetseite www.caritas-oberhausen.de lassen sich die Anlaufstellen der Sozial- und der Schuldnerberatung finden.