Oberhausen. . Als eine Lösung für den Fachkräftemangel will das Jugendwerk „Kurbel“ Jugendliche länger lehren. Solide Finanzierung nötig.

Die Sorge des Unternehmerverbands um den zunehmenden Mangel an qualifizierten Arbeitskräften teilen Vertreter des katholischen Jugendwerks „Die Kurbel“.

Das Berufsförderungswerk qualifiziert arbeitssuchende Jugendliche und Erwachsene für den ersten Arbeitsmarkt – allerdings unter zunehmenden finanziellen Druck, der diese wichtige Arbeit gefährde, sagt Geschäftsführer Ulrich Klein. „Wir sind an einem Punkt, an dem wir so nicht weiter machen können.“

Im Schnitt bildet das Jugendwerk bis zu 500 junge und ältere Arbeitslose in regelmäßigen Kursangeboten weiter, vermittelt sie in Kleinstarbeit an Unternehmen in der Region, zudem kooperiert die Einrichtung mit Schulen zur Berufsorientierung, es gibt Streetworker, Vorbereitungskurse in den Werkstätten vor Ort und Angebote für Migranten. Um Erfolge bei ihrer Arbeit zu erzielen, müssten diese Angebote langfristig finanziert werden, meint Klein. Das sei bisher nicht der Fall. Ein Problem für viele Berufsförderungsstätten.

Gerade erreicht, schon verloren

Statt aus einem planbaren Etat finanziert sich die Kurbel aus einer Vielzahl von zeitlich begrenzten Fördertöpfen, auch aus Spenden etwa des Lionsclubs, vor allem aber, indem sie Maßnahmen umsetzt, die etwa vom Jobcenter, von der Kommune oder dem Land ausgeschrieben werden. „Und diese sind oft nur auf sechs Monate oder ein Jahr angelegt“, sagt Klein. Frank Janßen, der sich um Qualifizierung von Jugendlichen kümmert, ergänzt: „In der Zeit haben wir einen Jugendlichen gerade erreicht und verlieren ihn wieder.“

Was die Lage weiter erschwere: Der Wettbewerb um diese einzelnen Fördertöpfe sei härter geworden. Noch vor zehn Jahren hätten die Berufsförderungsstätten eng zusammengearbeitet und inhaltliche Schwerpunkte abgestimmt, sagt Klein. Dagegen mache heute jeder alles. „Ich wünsche mir mehr Kooperation.“

„Unser Haus ist voll“

Denn eine Alternative sieht er nicht: „Wir arbeiten arbeitsmarktneutral, können also keine bezahlten Aufträge etwa für unsere Schreinerwerkstatt annehmen.“ Klein sieht noch einen anderen Konflikt der unsicheren Finanzierung: Die Kurbel will langfristig Menschen in Arbeit bringen, ein großer Teil der rund 140 Mitarbeiter im Haus ist aber zeitlich befristet angestellt. Klein: „Wir können uns nicht leisten, einen Mitarbeiter länger zu beschäftigen, als die Förderung andauert – egal, wie gut er ist.“

Die Arbeit der Kurbel ist so gefragt wie nie zuvor. „Unser Haus ist voll“, sagt Renate Neuhaus, Geschäftsführerin der Kurbel. Vor wenigen Jahren habe man noch Räume extern vermieten können. „Die brauchen wir nun alle selbst.“

Für ein Jahr geplant , seit drei Jahrzehnten am Markt

Ende der 70er Jahre veränderte sich das Bild in den Jugendzentren zunehmend. Unter die Schüler mischten sich immer mehr junge Erwachsene, die nach dem Schulabschluss, teils auch nach abgebrochener Schullaufbahn, keine Arbeit fanden. Sozialpädagogen gingen von einem vorrübergehenden Phänomen aus und riefen die „Kurbel“ als ein auf ein Jahr geplantes Projekt ins Leben. Ein Sozialarbeiter, ein Schreiner und eine Schneiderin wollten die jungen Menschen mit verschiedenen Angeboten auf den ersten Arbeitsmarkt bringen. Bald überstieg die Nachfrage die Leistungen – die Kurbel etablierte sich als eine Berufsförderungseinrichtung, die heute bis zu 500 junge und auch ältere Menschen in Kursen und Workshops qualifiziert und fördert. Informationen dazu unter www.die-kurbel-oberhausen.de.