Oberhausen. . Auch in Altenheimen ist Abhängigkeit ein Thema. Und: Suchterkrankungen betreffen alle sozialen Schichten.

Sucht bei Senioren ist ein zunehmend beobachtetes Phänomen. Darauf machte nun die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmanns, bei der Vorstellung der neuen „Nationalen Strategie zur Drogen- und Suchtpolitik“ aufmerksam. Auch in Oberhausen ist das Problem bekannt.

So schätzt der Leiter einer örtlichen Alteneinrichtung: „Von unseren 105 Bewohnern sind gut ein Viertel bis ein Drittel Suchterkrankte.“ Meist wüssten die Mitarbeiter der Einrichtung schon bei der Aufnahme der Bewohner von der Erkrankung, weil sie von den Betreuern der Senioren über die Problematik informiert werden.

Auffällig sei, dass Männer überwiegend zum Alkohol und Frauen zu Medikamenten greifen. Während etwa 70 Prozent der Männer tränken, seien es nur 30 Prozent der Frauen. „Das sind die, die mit dem Rollator zur Trinkhalle gehen, eine Zeitschrift kaufen und darin den Flachmann verstecken“, erklärt der Leiter.

Medikamente machen keine Fahne

„Medikamentenabhängigkeit ist eine stillere Sucht“, erklärt Annette Abels, Suchttherapeutin und Sozialpädagogin bei der Caritas in Oberhausen. „Die kann man besser verbergen, weil man keine Fahne hat.“ Gründe für eine Suchterkrankung gibt es viele. Familiäre Probleme, Arbeitslosigkeit und Lebenskrisen sind nur einige der bekannten Auslöser.

„Das Problem der Suchterkrankungen zieht sich durch alle gesellschaftlichen Schichten“, sagt Abels. „Es sind nicht nur die Menschen, die an der Parkbank stehen. Das kann Menschen aus der Verwaltung betreffen, Flugkapitäne oder Chirurgen.“

Für Abels steht Prävention an oberster Stelle. Aus personellen und finanziellen Gründen sei eine ausreichende Aufklärung derzeit jedoch schwer möglich. Laut der Bundesdrogenbeauftragten Dyckmans stellt die Bundesregierung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung jährlich 7,25 Millionen Euro für die Suchtprävention zur Verfügung.