Oberhausen. Schüler der Gesamtschule Osterfeld darüber, warum die Erinnerung an die NS-Zeit aufrecht erhalten werden muss. Jeder Mensch, so die Jugendlichen, solle wachsam bleiben, damit sich die Geschehnisse nicht irgendwann einmal wiederholen.
Sie musizieren, rezitieren Gedichte oder tragen etwas vor: Beim heutigen Gedenktag werden Jugendliche verschiedener Schulen wie schon in den Jahren zuvor an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern – manche mehr, manche weniger freiwillig. Der eine oder andere wird sich möglicherweise denken: „Was geht mich das überhaupt noch an, was da vor mehr als 65 Jahren passiert ist?“ Die NRZ hat bei Jugendlichen nachgefragt.
„Man sollte auf keinen Fall vergessen, was damals geschehen ist“, betont Lars Puchner (19) und Mitschülerin Lena Bauer (18) ist überzeugt: „Nur weil wir es nicht miterlebt haben, heißt das nicht, dass es uns nichts angeht.“ Bei einem Besuch des Konzentrationslagers Dachau vor zwei Jahren habe sie viele Eindrücke sammeln können. „Es war sehr erdrückend und bedrückend“, erinnert sich die Schülerin. „Wenn man daran denkt, dass man eigentlich mit jedem Schritt über Leichen geht...“
Gestapo-Gefängnis besucht
Ähnliche Erfahrungen haben ihre Mitschüler bei einem gemeinsamen Besuch in einem ehemaligen Gestapo-Gefängnis in Köln gemacht: „Die engen Räume, die Folterzellen – das alles zu sehen, war interessant und erschreckend zugleich“, erzählt Janani Jeyasingham (20). „An einem solchen Ort denkt man noch viel intensiver über die Vergangenheit nach und begreift vielleicht erst richtig, wie schrecklich alles gewesen sein muss.“
Ändern könne man die Geschichte nicht, wohl aber aus ihr lernen. „Auch heute haben Menschen ihren Mitmenschen gegenüber Vorurteile“, weiß Lena und denkt mit Schrecken an Situationen, in denen andere wegen ihres Aussehens oder ihrer Herkunft beschimpft würden. Fremdenfeindlichkeit sei ein aktuelles Thema. „Wichtig ist, dass man nicht tatenlos zusieht“, meint Lena. Jeder einzelne solle wachsam bleiben, damit sich die Geschehnisse nicht irgendwann einmal wiederholen. „Schließlich gibt es auch heute viele Fanatiker, die es übertreiben.“
Zeitzeugen der NS Zeit
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„Man muss die Leute immer wieder aufklären“
Entsetzt sind die Jugendlichen vor allem darüber, dass andere junge Leute ihre Mitmenschen als „Juden“ beschimpfen oder mit „Hitler“ drohen. „Und wenn man sie fragt, wissen sie oft gar nicht, was sich hinter diesen Begriffen verbirgt“, sagt Lién Tamara Anders (18). Sie ist überzeugt: „Man muss die Leute immer wieder aufklären.“
Dass einige junge Leute – wie eine Umfrage ergeben hat – nicht wissen, dass es sich bei „Auschwitz“ um ein Konzentrationslager handelte, können die Schüler nicht glauben: „Das sollte doch jeder schon mal gehört haben“, sagt Lars. Immerhin werde der Nationalsozialismus in der Schule gleich in verschiedenen Fächern und Jahrgangsstufen behandelt. Lién Tamara vermutet, „dass viele den Namen schon einmal gehört haben, aber davon einfach nichts wissen wollen“ – und die Vergangenheit ignorieren. Sie selber wolle es anders machen, weshalb sie das Thema immer wieder im Freundeskreis anspreche: „Ich möchte nicht so sein wie die Menschen, die nach der Befreiung durch die Alliierten behauptet haben, dass sie von nichts gewusst hätten und es nicht ihre Schuld gewesen sei.“
„Wir sollten auch heute noch an die Opfer denken und über ihr Schicksal aufklären“, sagt Yasemin Kaynar (19), die einem jährlichen Gedenktag auch nach dieser langen Zeit noch immer hohe Bedeutung beimisst. „Wir sollten anderen auch als Vorbild dienen“, meint Lena und Lars ergänzt: „Jeder von uns sollte es sich zur Aufgabe machen, andere daran zu erinnern, was geschehen ist, und was, wenn wir nicht aufpassen, wieder geschehen könnte.“
Städtische Gedenkfeier
Die städtische Gedenkfeier für die Opfer des Nationalsozialismus beginnt am heutigen Freitag um 12 Uhr in der Aula der Gesamtschule Osterfeld, Westfälische Straße 17. Es sprechen Schulleiterin Ingrid Wenzel und Angela Freimuth, Vizepräsidentin des Landtags. Gestaltet wird die Gedenkfeier durch Beiträge von Schülerinnen und Schülern.
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