Gladbeck.

67 Jahre ist es her, dass die überlebenden Opfer des Nationalsozialismus im Konzentrationslager Auschwitz befreit wurden. An diesem Gedenktag, dem 27. Januar, findet seit vielen Jahren eine Erinnerungsveranstaltung in Gladbeck statt.

In diesem Jahr erhält dieses Gedenken durch die aktuellen erschreckenden Enthüllungen über die Zwickauer Naziterror-Gruppe und von ihnen verübten Morde in Deutschland eine besondere Bedeutung. „67 Jahre nach Auschwitz morden sie weiter“, hat das Aktionsbündnis Courage die für kommenden Freitag, 27. Januar, ab 17 Uhr geplante Gedenkveranstaltung daher provokant betitelt.

Sie findet diesmal draußen, vor der Christuskirche, statt. „Lange Reden gibt es nicht“, erklärt Bündnissprecher Roger Kreft. Die Bilder, die auf der großen Leinwand gezeigt werden, würden für sich sprechen: Aufnahmen der unsäglichen Verbrechen und Morde aus dem Konzentrationslager wechseln ab mit Veröffentlichungen über die Naziterror-Morde der letzten zehn Jahre. Nicht nur diesen Opfern, die zum Ende des letzten Jahres erst bekannt wurden, sondern allen Opfern von Naziterror der letzten 20 Jahre soll bei der Veranstaltung gedacht werden. 184 Menschen kamen seit 1992 durch rechtsradikale Gewalttaten ums Leben.

„Wir wagen den Spagat und wollen eine Verknüpfung herstellen“, so Roger Kreft. Die visuelle Wirkung der Bilder werde ihre Wirkung entfalten und damit auch eine Plattform schaffen für die öffentliche Thematisierung von alltäglichem Fremdenhass und Fremdenfeindlichkeit. „Wollen wir dies alles so dulden? Hat der Staat in den letzten Jahren die Verbrechen der Nazis toleriert und ignoriert? Und fangen Fremdenhass und Fremdenfeindlichkeit nicht schon mit den Stammtischparolen, Diskussionen bei Facebook und Witzen an?“

Das sind Fragen, die das Bündnis ganz offensichtlich auch mit Bezug auf die vor Weihnachten bekannt gewordenen fremdenfeindlichen Äußerungen von Mitgliedern der Gladbecker Feuerwehr stellt und mit einem Appell an alle Demokraten verbinden will. Denn dass dies keine Einzelfälle sind, weiß auch Kreft: „Fremdenfeindliche Äußerungen dieser Art finden sich in allen Parteien und vielen gesellschaftlichen Gruppen.“

Es gelte, dagegen anzuarbeiten, die Gesellschaft wachzurütteln, so Kreft. „Demokraten müssen Stellung beziehen“, hofft das Bündnis auf eine große Beteiligung an der Veranstaltung.